Wenn ich von rollendem Kulturgut spreche, dann handelt das unter anderem von der Tatsache, daß viele technische Artefakte Ausdruck eines Lernprozesses sind.
Es ist heute zwar weit weniger an Entwicklung Computersimulation, als Laien annehmen möchten, aber dennoch ist sehr viel Know how an Maschinensysteme abgegeben worden. Das bedeutet, Entwicklungs- und Lernprozesse sind aktuell mehr denn je in die Welt abstrakter Maschinen verschoben, finden als Rechenvorgänge in Computern statt.
Was die erfahrenen Handwerker hier zeigen, handelt unter anderem von einem Ausmaß menschlicher Kompetenzen, das sich so nicht an Maschinen übergeben läßt. Das rührt an einer Menge offenen Fragen.
Denn etwas mag auch denen klar geworden sein, die kaum technisches Interesse haben: Was unter dem Schlagwort „Künstliche Intelligenz“ etwas schlampig zusammengefaßt wird, hat die letzten zehn Jahre Kategoriensprünge gemacht.
Nun geht es in der Technik zwar seit jeher darum, dem Menschen Mühen abzunehmen. Aber was bedeuten solche Prozesse, wenn wir dabei als Gesellschaft Fertigkeiten und Kompetenzen verlieren, weil sie so von der Wirtschaft nicht mehr gebraucht werden?
Ein simples Beispiel: Seit leistungsfähige Taschenrechner im Umlauf sind, beherrschen sehr viel weniger Menschen das Kopfrechnen denn zuvor. Automatische Rechtsschreibprüfung und Autokorrektur verleiten dazu, selber solche Fertigkeiten beim Schreiben zu vernachlässigen.
Es gibt gut Gründe zur Annahme, daß wir bei handwerklichen Kompetenzen nicht ganz so entspannt zusehen sollten, wenn wir sie gesamtgesellschaftlich verlieren. Unter anderem auch, weil das konkrete Tun mit den Händen an unsere kognitiven Fähigkeiten rührt. Genau in diesem Punkt werden gute Handwerker bis heute unterschätzt.
Um es etwas plüschig auszudrücken: Es gibt keine Klugheit der Hände ohne einen scharfen Verstand, der das verwaltet. Was aber, wenn dieser Zusammenhang auch umgekehrt wirksam ist? Sie ahnen es vielleicht: Was, wenn ein Erlahmen der Hände zu einem Verblassen des Verstandes führt?
Über solche Aspekte sollten wir eventuell neu nachdenken, bevor wir als Gesellschaft a) weiter auf Hackler herunterblicken und b) dem Schwinden ihrer Kompetenzen tatenlos zusehen. Es könnte sich sehr leicht erweisen, daß wir damit die Fundamente beschädigen, auf denen wir stehen.
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