In der Serienproduktion geschieht es täglich, bei einem Unikat ist es ein besonderer Moment.
Ich hab nun so einen speziellen Moment miterlebt. Das Zusammensetzen von Fahrwerk und Plattform. Ein kleines Team bei der Arbeit. Manfred Haslinger und Fredi Thaler als bewährtes Technik-Duo, Walter Pillich, der Mann mit dem Hammer, vor dem sich alles Blech duckt,
Karl Krainer und Michael Peroutka gingen bei der „Hochzeit“ zur Hand. Dieses Aufsetzen der Plattform und dann die spannende Überprüfung, ob sich alle Verbindungsschrauben geschmeidig reindrehen lassen. Pillich hatte aufgrund der Landwagen-Reste und spärlicher Dokumente die Plattform aufgebaut.
Das kann man sich ungefähr wie eine Kombination aus Kreuzworträtsel und dreidimensionalem Schachspiel vorstellen. Die Anforderung lautet, eine sehr leistungsfähiges räumliches Denken mit einem hohen Level an Handfertigkeit zu verbinden und dabei die Materialien zu beherrschen. Bleche, Profile, Kleinkram.
Das Fahrzeug
Der Puch Landwagen war einst ein Prototyp, welcher konzeptionell nicht überzeugen konnte und daher unterging. Ich weiß von zwei Einheiten, die gebaut und im Alltag werksintern verschlissen wurden.
Das ist eine banale Angelegenheit. Ideen werden entwickelt, erprobt. Manche bloß als Gedankenexperiment, andere als Modelle in anschaulichen Maßstäben oder als fahrbereite Prototypen. (Haben Sie je etwas vom U3-Taxi oder vom Puch Universal-Stadtwagen gesehen?) Manche Ideen, wie der Haflinger Triebkopf, brachten es auf eine Kleinserie und verschwanden dann wieder vom Markt.
Michael Peroutka hatte mir im Jahr 2016 die erste Möglichkeit gegeben, das einzige erhaltene Fahrgestell des Landwagens aus der Nähe zu sehen. Wie man so sagt: eine Leich‘. Es waren Momente, in denen Thaler und Haslinger ein beeindruckendes Stirnrunzeln gezeigt haben. Das Nachdenken, wie dieses Projekt anzugehen sei, hatte also schlagartig begonnen. Wie erwähnt, im Jahr 2016. Nun haben wir 2023.
Das Polyesterhäusel kannte ich einerseits von einem früheren Standort des Puchmuseums in Graz. Sicherlich vor 2012, dem Jahr, als das Museum in die Halle P umzog. Später sah ich die Landwagen-Hütte im Judenburger Puchmuseum wieder.
Nun scheint es, als würde der Wagen in wenigen Tagen seine erste Ausfahrt erleben. Walter Pillich hat mir übrigens Fotomaterial von seiner Arbeit an der Plattform überlassen. Die werde ich noch in einem Album zusammenfassen. Hier schon einige davon…
+) Die Puch-Seite (Extrapost)
+) Routen (Übersicht)
Aus dem Archiv von Walter Pillich
Was es mit der Sprachregelung „Hochzeit“ auf sich hat, habe ich hier skizziert: [Link] Hier eine erste Auswahl an Fotos von den Spengler-Arbeiten an der Plattform des Landwagens.