Das ist nicht bloß der Anlaß für Familienfeste aller denkbaren Größenordnungen. In der Automobilproduktion kommt sowas auch vor.
Man nennt jenen Abschnitt, in dem eine Karosse auf ein Chassis gesetzt wird, ebenfalls Hochzeit. Aufgrund zeitgemäßer Automobil-Bauweisen kommt das nicht mehr generell vor. Wir sitzen üblicherweise in Personenkraftwagen mit selbsttragenden Karosserien.
Dieser Modus hat sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg breiter durchgesetzt. Bei Nutzfahrzeugen können Sie aber heute noch Leiterrahmen mit ganz unterschiedlichen Aufbauten finden. Das war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein dominantes Konzept.
Eine Sonderform, wie sie Konstrukteur Hans Ledwinka forciert hat, ist der Zentralrohrrahmen. Bei der Steyr-Daimler-Puch AG hat sein Sohn Erich das Konzept für die Haflinger und die Pinzgauer übernommen. Derlei Chassis vertragen die unterschiedlichsten Aufbauten.
Das wurzelt in der Automobilgeschichte, die zwei wesentliche Herkunftsgebiete hat. Erstens Kutschen, welch motorisiert wurden. Dieser Ansatz verschwand recht bald wieder. Zweitens die leichte und damals moderne Bauweise, wie sie aus der Fahrradwelt kam. Bevor sich Niederräder („Safeties“) durchsetzten, gab es allerhand Versuche, die Sturzgefahr beim Fahren von Hochrädern („High Wheelers“, „Penny Farthings“) zu minimieren.
So wurden Vehikeln mit zwei und drei Rädern gebaut, die einen vergleichsweise niederen Schwerpunkt möglich machten, Fahrzeuge, die daher wesentlich stabiler liefen als die Hochräder. Sehen Sie sich den ersten 1886er Patentwagen von Carl Benz an. Ein stärker dimensioniertes und motorisiertes Dreirad.
Oder vierrädrig: das 1896er Quadricycle von Henry Ford? Eine gut erkennbare Kreuzung aus Fahrrad und Fauteuil, mit einem kleinen Zweizylinder-Motor befeuert. Aber zurück zum Leiterrahmen.
Wohlhabende Menschen kauften sich zum Beispiel ein Rolling Chassis und ließen sich das Häusel dazu vom bevorzugten Karosseriebauer nach ihren eigenen Vorstellungen realisieren. Genau so, wie man für die Bekleidung seinen Schneider kommen ließ. Das Rolling Chassis ist ein komplettes Fahrgestell samt Antriebsstrang, natürlich mit Motor nach Wahl.
Sie sehen auf dieser Seite so ein 1914er Chassis von Puch, das dann wahlweise als PKW oder LKW karossiert wurde. Wie uns ferner Manfred Haslinger und Fredi Thaler zeigen, ist das Zusammenführen von Fahrwerk und Plattform bei Haflinger für zwei Mann noch bewältigbar. (Bei einem Pinzgauer oder Puch G sähe das ganz anders aus.)
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