In der Glosse II zum Thema habe ich die Frage „Was ist Kunst?“ weggewischt, weil ich in der Liga „Wann ist Kunst?“ zuhause bin.
Das ist fürs Geschäft wenig vorteilhaft, aber für das Fundament meiner Arbeit unverzichtbar. Ich bin an Prozessen und Erfahrungen mehr interessiert als an Werken. Was immer Ihr Job von Montag bis Sonntag verlangt, meiner verlangt vor allem das: eine wache und aktive Wahrnehmung.
Dieses Element von Gegenwartskunst eint dann auch Kunstschaffende und ein mögliches Publikum. Ästhetische Erfahrungen als sinnliches Erleben und als Wichtiges Ereignis von Erkenntnis. Nein, ästhetische Erfahrungen bedeuten nicht, sich einfach dem „Wahren, Schönen und Guten“ zuzuwenden, Das wäre die Version „Readers Digest“. Kunst in gekürzter Fassung, damit man sich nicht anstrengen muß.
Dann müßten wir allenfalls von „kallistischen“ statt von ästhetischen Erfahrungen sprechen. Im Altgriechischen lautet das Wort für Schönheit „Kallos“, aber „Aisthesis“ bedeutet Wahrnehmung.
Wahrnehmung und Reflexion
Daraus entstehen Kunstwerke, damit erfährt man Kunstwerke. Dann wären da noch jene inneren Vorgänge, die man im Schaffen und in der Rezeption hat, die sich außen allenfalls nicht manifestieren. Sie ahnen, was mich da bewegt? Kunst ist auch, wenn es sich nicht zeigt, aber ereignet.
Doch wie soll man das dingfest machen? Gar nicht! Konkrete Werke braucht man für den Kunstbetrieb, für den Kunstmarkt, man muß sie in kunstgeschichtlichen Betrachtungen identifizieren können etc. Aber für mein Leben in der Kunst ist all das nachgeordnet.
Das verhält sich so ähnlich, wie wenn ich a) zuhause bin und b) das Haus verlasse. Zwei völlig verschiedene Bezugssysteme und Ereignisräume. Es steht mir frei, nach außen zu übertragen, was ich drinnen erlebt, auch erarbeitet habe. Das berührt auch Fragen bezüglich der öffentlichen Diskurse und der privaten Kommunikationssituationen.
Meine Insta-Leiste
Ich brauche Arbeitsbereiche, in denen ich meine Wahrnehmungs- und Reflexionsweisen permanent auf Betriebstemperatur halte. Das mache ich zum Beispiel über diverse Medienkanäle, pflege zum Beispiel auf Facebook das Album „Routen und Gegend“, nutze meine gesamte Instagram-Präsenz wesentlich in diesem Sinn.
Wie ein Geiger täglich übt, eine Tänzerin ebenso, halte ich es mit dem Betrachten meiner Umgebung und meinen Reaktionen darauf. (Im Sinn des vorhin erwähnten „Wahrnehmungs- und Reflexionsweisen permanent auf Betriebstemperatur“.)
Das gelingt mir besser, indem mich mich dabei an ein mögliches Publikum wende. Es sind kognitive Ereignisse im Vorfeld der Kunst, in meiner prozeßhaften „Art Under Net Conitions“, also gewissermaßen das, was in der Malerei Skizzen sind, in der Musik Etüden.
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