Die Puppenspielerin ist ein interessantes Beispiel für die knifflige Situation einiger Teile des steirischen Kulturbetriebes.
Eine Virtuosin umfassender Präsenz in der Region. Ich kenne sie, seit sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Kunsthandwerker Richard Ludersdorfer, an einigen unserer April-Festivals teilgenommen hat. Ist sie dabei je mit fundierten Äußerungen zu Österreichs Politik in Erscheinung getreten? Mir ist kein einziges Beispiel bekannt.
Ganz im Gegenteil! Verfolgt man ihre Auftritte, kann man feststellen, daß sie ihre Programme und ihre Selbstdarstellung moderat gestaltet, damit sie in einem gesellschaftlichen Spektrum von konservativ über links bis zu „entlegen alternativ“ anschlußfähig erscheint und engagiert werden kann. Scharf paßt fast überall dazu.
Das bedeutet: durchaus kritisch, aber eher nur in dem Maß, wie selbst konservative Leute, die sich auf der Höhe der Zeit sehen möchten, eben eine „kritische Haltung“ unverzichtbar finden, zugleich aber links annehmbar. Damit kann sie bei Veranstaltungen der LEADER-Region ebenso auftreten, wie vom Gleisdorfer Bürgermeister und Parlamentarier Christoph Stark gelobt werden, kann in der „Trefferei“ gastieren oder bei „Wake up Gleisdorf“ Zeugnis ablegen.
Die Irritation
Wie ist es dann zu erklären, daß sie zwischendurch Narrative der FPÖ nicht nur aufgreift, sondern via Massenmedium (z,B. Facebook) promotet? Ich kann es nicht erklären. Sie äußert sich ja selbst nicht zitierbar mit persönlichen Aussagen zur Politik. Also könnte man über ihre politischen Ansichten nur spekulieren.
Das ist eine derzeit sehr populäre Praxis im steirischen Kulturbetrieb. Sozusagen eine über die Bande gespielte Meinungsäußerung, die zwar etwas zu Stimmung und zur öffentlichen Meinung im Land beiträgt, aber man kann über die politische Position der Puppenspielerin keine konkrete Aussage machen, die belegbar wäre.
Warum also bewirbt sie Narrative der FPÖ? Denn das sind beides Motive, die vor allem in jener politischen Ecke derzeit besonders hochgehalten werden. Die Freiheitlichen hatten (haben?) ja sogar vertragliche Vereinbarungen mit politischen Kräften Rußlands. (Meines Wissens wurden diese Vertragswerke nie offengelegt.)
Und Putin?
Dieses „Könnte Putin recht haben?“ läßt sich auf meinem Kontinent leicht beantworten: Nein, hat er auf keinen Fall. Er ist ein Aggressor, der das Völkerrecht gebrochen hat. Er gefährdet nicht bloß Europas Frieden, sondern den der Welt. Er braucht für mäßige militärische Erfolge bei diesem verbrecherischen Überfall auf die Ukraine Söldner, weil seine reguläre Armee dazu nicht reicht. Er läßt ethnische Musterungen zu und schickt speziell Leute mißliebiger Ethnien an die Front. Er hat wegen seiner Verantwortung für Kriegsverbrechen längst in Den Haag längst eine formelle Zimmerreservierung. Putin würde bei Auslandsaufenthalten in etlichen Ländern verhaftet werden.
Unsere Neutralität
Ich darf bezweifeln, daß sich Scharf mit dem Thema Neutralität je näher befaßt hat, denn sonst wüßte sie, was ich am Beispiel der Künstlerin Bianca Scharler schon beschrieben hab. Es gibt eine unmißverständliche Gefahrenlage für unsere Neutralität, die andere Aspekte erheblich übersteigt.
Es steht der Puppenspielerin Elfriede Scharf völlig frei, diese Dinge anders zu sehen, zum Beispiel so, wie sie vor allem von FPÖ-Funktionären gesehen werden. Das gilt noch mehr für den aktuellen FPÖ-Hit, nämlich Bundespräsident Alexander Van der Bellen als eine angebliche Gefahr für Österreichs Neutralität zu markieren.
Wir sind per Gesetz verpflichtet, „die Unabhängigkeit nach außen sowie die Unverletzlichkeit und Einheit des Bundesgebietes zu bewahren, insbesondere zur Aufrechterhaltung und Verteidigung der immerwährenden Neutralität.“
Dazu sind wir aber nur als sicherheitspolitisches Protektorat der Nato und der USA in der Lage, weil wir selbst seit dem Zweiten Weltkrieg nie die Mittel und das Personal aufgebracht haben, diese Verpflichtung umfassend zu erfüllen.
Sie finden diesbezüglich Zitate aus Gesetzestexten und die Schilderung der Zusammenhänge (Manöver „Bärentatze“ etc.) in meinen Anmerkungen zu Bianca Scharler notiert, denn die tritt ja auch als „Neutralitätsexpertin“ in Erscheinung: [Link]
Es bleibt mir heute bloß mein Staunen darüber, daß in meinem Umfeld nun plötzlich manche Kunstschaffende, die ich über Jahrzehnte nie mit wesentlichen politischen Äußerungen erleben konnte, damit auffallen, daß sie neuerdings Narrative der FPÖ promoten.
+) Fortsetzung: Scharfer Protest
+) Rechtsruck (Übersicht)