Gemessen an historischen Verhältnissen ist das eine stattliche Landwirtschaft im Ortsgebiet von Ludersdorf-Wilfersdorf.
Zwischen den vielen kleinen Selbstversorger-Betrieben mit meist nur sechs bis elf Hektar Grund, die ursprünglich in der Region vorherrschend waren, steht hier ein Gehöft, das sich aus den genannten Flächen wohl eher nicht hätte erwirtschaften lassen.
Dieses Anwesen liegt zwischen dem alten Dörflbach und dem von Menschen angelegten Freibergbach. Offenbar halten die Leute hier ihre Infrastruktur in Schuß, selbst wenn Teile davon für die Alltagsbewältigung nicht mehr gebraucht werden. Ich vermute, das ist auch Ausdruck jenes bäuerlichen Denkens, das kulturell merklich schwindet: Auf den Bestand zu achten, der für Generationen verfügbar bleiben soll.
Und sei es bloß dieses kuriose Details der privaten Geschäfte, das Klosett beim Misthaufen. Wo sonst? Nämlich in jenen Tagen, bevor Fließwasser und elektrischer Strom in den Häusern üblich wurde, was sich im Oststeirischen als allgemeiner Status erst nach dem Zweiten Weltkrieg durchsetzte.
Die Bäche
Das hat eine Menge mit meinem Thema zu tun, mit der Matrix der Gewässer und den Bächen. Badezimmer und Klo im Haus? Nicht in den alten Tagen. Also stand das Häusel – wie hier – oft beim Misthaufen.
Im urbanen Bereich brauchte es andere Lösungen. Die aktuelle Hausmann’sche Gleisdorf-Chronik „Gleisdorf“ (Zur Geschichte einer oststeirischen Kleinregion) gibt Aufschluß, wie lange die ursprünglichen Varianten genutzt wurden.
„Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein stand es damit in Gleisdorf wie auch anderswo nicht zum Besten: Abwässer leitete man in den mitten durch die Stadt fließenden Gleisbach; Fäkalien wurden in vielen Häusern zuerst in Senkgruben oder Fässern gesammelt und dann in regelmäßigen Abständen ausgepumpt bzw. ausgeleert, woraufhin sie ebenfalls vielfach den Weg in einen Bach fanden.“
Das kam eben da her: „Die Nutzung durch den Menschen verwandelt erhebliche Mengen Wasser früher oder später in Abwasser, dessen sachgerechte Entsorgung in Siedlungen schon aus hygienischen Gründen unabdingbar ist. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein stand es damit in Gleisdorf wie auch anderswo nicht zum Besten: Abwässer leitete man in den mitten durch die Stadt fließenden Gleisbach; Fäkalien wurden in vielen Häusern zuerst in Senkgruben oder Fässern gesammelt und dann in regelmäßigen Abständen ausgepumpt bzw. ausgeleert, woraufhin sie ebenfalls vielfach den Weg in einen Bach fanden.“
Innovation
Es dauerte. Hausmann: „Um 1970 stand fest, dass nur der Anschluss möglichst vieler Haushalte an eine erst zu errichtende Kanalisation, verbunden mit dem Bau einer leistungsfähigen Kläranlage, das Problem würde lösen können.“
Dieser Modernisierungsschritt ist weit jünger als man heute denken möchte: „Eine Aufgabe dieser Dimension war ebenfalls durch eine Kommune von der Größe und Finanzkraft Gleisdorfs allein kaum zu bewältigen. 1976 gründete man daher den Abwasserverband Gleisdorf, dem sich neben der Namensgeberin folgende 13 Gemeinden anschlossen: Albersdorf-Prebuch, Ludersdorf-Wilfersdorf, Ungerdorf, Labuch, Kumberg, Hofstätten, Nitscha, Laßnitzthal, Unterfladnitz, Eggersdorf, Brodingberg, Höf-Präbach und Hart-Purgstall. 1979 begann der Bau der ersten Kanalabschnitte.”
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