Sie werden in meiner laufenden Arbeit immer wieder die Formulieren „Wissens- und Kulturarbeit in der Region“ finden. Das hat unter anderem mit meiner Auffassung von leiblicher Anwesenheit an einem konkreten Ort zu tun.
Ich weiß, es klingt etwas banal. Aber spätestens seit aus den vormals „Neuen Medien“ etwas Alltägliches geworden ist, haben wir Telepräsenz zu einer neuen Kategorie von Öffentlichkeit gemacht. Das legt die leicht ironische Frage nahe: Wo sind wir, wenn wir überall sind?
Wer darauf mit einer Konzeption von Nationalismus antwortet, schiebt uns alle ins 19. Jahrhundert zurück. Wir sind leiblich in der Welt, haben dabei mehrere Daseinsarten kombiniert. Als Staatsvolk (Demos) verkörpern wir eine politische Kategorie. Soziokulturell sind wir auf ganz konkrete Art Ethnos; mit all unseren Bräuchen, Codes und Konventionen. Durch leibliche Anwesenheit wird der öffentliche Raum zum politischen Raum.
Den prägen wir durch reale soziale Begegnung. Doch via Medien legen wir öffentliche Diskurse darüber. Sie meinen, das grenze nun an Erbsenzählerei, sei haarspalterisch? Nein! Für den alltäglichen Umgang miteinander muß man das nicht im Auge behalten. Aber in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Kultur ist diesbezügliche Klarheit äußerst relevant.
Und sei es bloß, daß Menschen gemeinsam einen bestimmten Staatshaushalt erwirtschaften. Der wird von Politik und Verwaltung auf diese oder jene Art verwendet; an ganz konkreten Orten, zur Disposition für ganz konkrete Menschen und Einrichtungen.
Dann aber ist da auch noch die Region als tatsächlicher Lebens- und Naturraum. Der kann beachtet werden. Oder er wird bloß bewirtschaftet. Zum Beispiel: was bedeutet die Region für ein Regionalmanagement, einen Regionalverband oder die Regionalpolitik? Ist es da bloß ein Begriff, der verwertet wird, in dessen Namen Gelder bewegt werden? Oder gibt es auch einen realen Bezug der handelnden Personen zu einer konkreten Region?
Ich weiß schon, das wird allerweil behauptet. Wird es auch eingelöst? Kennen Leute, welche diese Geschäfte betreiben, die Region, der sie sich angeblich verpflichtet haben? Ist ihnen die Topographie, die Sozial- und Kultusgeschichte jenes Raumes vertraut? Ich gebe Ihnen einen Hinweis. Beachten Sie die Bilder und die Sologans, mit denen eine Einrichtung ihre Arbeit nach außen darstellt.
Sind es bloß „schöne Bilder“, aber sie könnten genauso gut von irgendwo stammen? Fällt auf, daß in der visuellen Darstellung bestenfalls klischeehafte Motive vorkommen, wie sie schon unzählige Male verbraten wurden? Kommen interessante Stellen einer Region, die man kennen könnte, praktisch nie vor? Sind die Texte und Lobpreisungen sehr klischeehaft? Fehlen markante Elemente, die eine Gegend typisch machen?
Naja, dann sitzt vermutlich jemand in seinem oder ihrem Büro, klopft den Job runter, um das Gehalt halbwegs wert zu sein, bewirtschaftet und vermarktet einen konkreten Lebensraum. Mehr nicht. Gut, die Arbeitswoche hat 40 Stunden und niemand kann alles schaffen.
+) Kulturpolitik
+) Netzkultur
Postskriptum
Die Fotos auf dieser Seite stammen allesamt aus meiner Sammlung „Routen und Wege“, in der ich zu zirka 90 Prozent Ansichten aus dem Raum Gleisdorf zusammengefaß habe. Es sind quasi Notizen eines Flaneurs. Das entspringt meiner laufenden „Schule des Blickes“, meiner ständigen Übung des Schauens und Reflektierens.
Dazu gibt es im Austria-Forum eine Reihe von Albumblättern, die einiges davon zusammenfassen. (Das wird nun hier bei Kunst Ost weitergeführt werden) Siehe:
+) Routen & Gegend: Betrachtungen
PPS
Eine Variation dessen ist das Carspotting. Siehe dazu: „Routen 2013: Paparazzo“!