Wir sind vier in jeder Hinsicht grundverschiedene Menschen, die zweierlei gemeinsam haben. Einerseits sind wir der Kunst eng verbunden.
Andrerseits befragen wir die Vergangenheit laufend auf unterschiedliche Art. Draus bezieht sich eine Grundsituation für ein Zusammenwirken, dem wir nun ein gemeinsames Thema geben werden. Wir, das sind: Martin Krusche (Autor), Monika Lafer (Künstlerin), Richard Mayr (Fotograf) und Günther Pedrotti (Künstler).
Lafer hat, wie im 1er-Prolog skizziert, eben Jahre der Arbeit auf die drei Maler Camillo Kurtz (1896–1973), Arthur Kurtz (1860–1917) und Augustin Kurtz-Gallenstein (1856–1916) verwendet.
Das handelt von einigen Bezugspunkten, welche in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts führen, da die Dampfmaschinenmoderne sich schon gründlich entfaltet hatte und die Gründerzeit im Zentrum Wien ihren markanten Ausdruck fand, wie andrerseits in Europa durch die Industrialisierung völlig neue Zentren entstanden.
Wie wirkte sich all das auf Räume/Orte in der Provinz aus? Richard Mayr hat das zum Beispiel in der Auswertung wunderbarer Glasnegative aus der Vergangenheit betrachten können, frühe Fotografien aus der Region. Außerdem schlägt er manche Details gerne in sehr alten Druckwerken nach.
In der NID-Bibliothek finden Sie ein Buch über regionale Klein- und Flurdenkmäler, das ich mit Mayr erarbeitet hab: „Wegmarken“. (Und die „Interferenzen 2019“ als grundsätzliche Arbeit.)
Bei Pedrotti sind Kunstpraxis und Geschichtsbetrachtung laufend verknüpft. Ein Beispiel dafür finden Sie in der NID-Bibliothek: „Der soziale Wert von Geschichte“ (Die Umleitung der Lafnitz im Jahr 1740).
Das berührt Aspekte, die mich in der „Matrix der Gewässer“ beschäftigen, wobei ich ein besonderes Augenmerk auf Technologie- und Industriegeschichte hab. Dieser Schwerpunkt korrespondiert mit der Tatsache, daß die vormalige Textilfabrik Borckenstein in Neudau gewissermaßen Repräsentanz der gesamten Dampfmaschinenmoderne war, von der ersten bis zur dritten industriellen Revolution.
Daran ist für mich nun besonders reizvoll, daß Künstler Marcus Kaiser mit seinem Projekt „opernfraktal/minimalzelle“ (und einigen anderen Schritten) einerseits einen fast zeitlosen Zugang wählt, andrerseits in der Arbeit starke Bezüge zur Natur zeigt, worin ich selbst noch ein Neuling bin, aber Lafer, Mayr und Pedrotti haben langjährige Erfahrungen mit individuellen Naturzugängen, die in der Arbeit dann bemerkbar werden.
Das bedeutet, im komplementären Werden unserer Teilthemen sind wir inhaltlich gut gerüstet, das Spannungsfeld Kultur/Natur, aber auch Wildnis/Zivilisation zu bearbeiten. Und das in einer komplexen Erzählung, in der gleichermaßen von der Welt und von dieser Region (Oststeiermark) die Rede ist.
+) Tesserakt (Das Quartett. Ein Neudau-Projekt.)
+) Das Neudau-Projekt (Übersicht)
+) Mühle (Eine Übersicht)