Prolog #1: Doppelfeature

Ich hab nun einen Ausgangspunkt markiert, zu dem ein Körnchen Salz gehört. (Weshalb? Erzähle ich später.) Diese Situation ist ein Mosaik von Begegnungen und Fragmenten.

Bernhard Kurtz vor dem Jesus des Arthur Kurtz [Große Ansicht]

Dabei spielt diese Fotografie eine spezielle Rolle. Dieser Augenblick basiert auf einer mehrjährigen Arbeit von Monika Lafer, die sich mit drei Künstlern befaßt hat, welche der gleichen Familie angehören.

Es geht um Camillo Kurtz (1896–1973), Arthur Kurtz (1860–1917) und Augustin Kurtz-Gallenstein (1856–1916), deren Werke uns mit einer völlig anderen Zeit in Beziehungen bringen, einer Ära, in der die Erste Industrielle Revolution den Lauf der Welt verändert hat.

Das Foto zeigt Bernhard Kurtz vor einem Gemälde des Arthur Kurtz, der diesen fast frivolen Jesus 1895 geschaffen hat. Berndt ist der Besitze des Gemäldes, Teil des Clans, ein Gleisdorfer Unternehmer.

Er ließ sich mit mir auf dieses kurze Arrangement im Rahmen einer Ausstellung ein, bei der Lafer im Gleisdorfer Rathaus uns eine Auswahl der Arbeiten von Camillo, Arthur und Augustin zeigte.

Ich werde womöglich nicht allein damit sein, angesichts dieser Jesus-Darstellung an The Dude zu denken, gespielt von Jeff Bridges, wie er sich der Welt sparsam lächelnd zuwendet und nach einem Glas White Russian greift. („The Big Lebowski“, 1998 von Coen & Coen realisiert.) Kontraste!

Maler Arthur Kurtz stand als eine radikale Existenz mit Sicherheit in einem deutlichen Kontrast zu seiner Verwandtschaft. Sein „Christus pertransit beneficiendum“ unterstreicht das.

Linkes Foto: Fotograf Richard Mayr und Musikerin Hannelore Farnleitner. Rechtes Foto (von links): Kuratorin Monika Lafer, Hannelore Farnleitner und Bernd Kohlhofer.

Nun ist Berndt Kurtz ja auch kein Durchschnittscharakter; als abendlicher Gast in einer abenteuerlichen Gemengelage, weil zu jener Vernissage verschiedene Linien der weit verzweigten Familie zusammenfanden.

Ich konnte also eine Stelle dingfest machen, an der sich Ereignisverläufe kreuzten, die quer durch die Zeiten und quer durch verschiedenen Metiers führen, noch dazu symbolträchtig im Angesicht dieser prominenten Figur von Europas Mythologie.

Mir scheint übrigens, man kann sich dem Blick des Kurtz’sche Jesus ebensowenig entziehen wie dem des Auferstandenen von Piero della Francesca. Das bedeutet aber auch: eine Begegnung in Augenhöhe ist denkbar.

Dass paßt mir alles gut für die weitere Arbeit am „Tesserakt“ im Zusammenhang mit unserem Neudau-Projekt, zu dem Monika Lafer auch gehört. Ich bin der Überzeugung: Was immer uns gelingt, beruht auf den Vorleistungen anderer. Oder um es mit Lüpertz zu sagen: „Kunst ist immer Renaissance“.

Viel von all dem hat sich in der letzten Zeit verdichtet, betraf nicht bloß die Kunst, hat sich verzahnt, in Wechselwirkung gebracht. Ich werde das hier in weiteren Prolog-Teilen noch skizzieren, denn ich hab ein Faible für prozeßhafte Wissens- und Kulturarbeit in Kooperation mit geistreichen Menschen. Genau das läuft hier.

+) Tesserakt (Das Quartett. Ein Neudau-Projekt.)
+) Das Neudau-Projekt (Übersicht)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton, Programm "kunst ost" abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.