Zugegeben, in Ernährungsfragen achte ich vorzugsweise auf den Geschmack. Was gesund sei, physiologisch wertvoll, kommt mir nur selten in den Sinn.
Es scheint aber, als würden mir im Altwerden massive Geschmacksexplosionen immer mehr mißfallen. Was immer sich in meinem Mund über die Maßen wichtig macht, Chili vielleicht ausgenommen, ist mir suspekt.
Ich möchte gerne annehmen, das habe sich aus einer laufenden Verfeinerung meines Geschmackssinnes ergebe. (Naja, wer weiß!) Darüber hatte ich jüngst nachzudenken, als ich ein Gläschen geschenkt bekam, dessen Inhalt mir mangels Sachkenntnis erst einmal unklar erschien: Gehört das auf meine Haut oder in meinen Mund?
Nach dem Öffnen war mir umgehend klar: Lieber nicht auf die Haut! Eine Creme von Hanfsamen, mit Kakao vermischt. Damit hatte ich plötzlich einen bisher unbekannten Geschmack auf der Zunge und mir fällt nichts ein, womit man es vergleichen könnte.
Durchaus süß, aber mit Understatement. Das Kontrastmittel dazu kennen Sie gewiß, weil Legionen von Kindern darauf aus sind, auch nicht wenige Erwachsene. Dunkle Brotaufstriche, vorzugsweise mit einem Fundament aus Butter.
Diese Industrieware schmeckt hauptsächlich nach… Süße. Und zwar so heftig wie ein Keulenschlag. („Ein Glas süße Mundkeule, bitte!“) Was immer man an lebendigen Geschmacksknospen in der Mundhöhle vorrätig hat, die brechen unter der Attacke des industriellen Glücks kollektiv zusammen.
Dagegen kommt die Hanfsamen-Creme gewissermaßen leichtfüßig auf ein Tänzchen vorbei. Neben dem eigenständigen Geschmack, der nun in meiner Bibliothek des Lebens vermerkt ist, ruft das auch nach einem sanften Kontrast. Zum Beispiel durch einen sehr kalten Muskateller. Es ist eben eine Welt voller Annehmlichkeiten. (Fehlt noch die Quellenangabe. Ich habs aus der Schalk-Mühle in Kalsdorf, nahe Ilz.)
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