Es mag ja sein, daß eine bunte Gemeinschaft zusammenfindet, um einen Ort mit einem sehr vielfältigen, kontrastreichen Programm zu bespielen.
So geht eben Kulturarbeit, die strikt bottom up angelegt ist, also von der Basis engagierter Menschen her. Ich kann einerseits aus diversen Erklärungen und erster Öffentlichkeitsarbeit einer Kulturinitiative einen Eindruck gewinnen, was so eine Gruppe bietet. Ich kann andrerseits die Zeichen lesen, die Codes, mit denen sich jemand der Umgebung mitteilt.
Dazu kommt: Ich finde es bemerkenswert, daß die „Trefferei“ erst am Stadtrand angesiedelt war und nun im Zentrum von Gleisdorf angekommen ist. Das sind wohl die Früchte erheblicher Anstrengungen.
Ich bin seit fast einem halben Jahrhundert im Kulturbetrieb tätig, bin seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre mit Wissens- und Kulturarbeit in der Oststeiermark befaßt.
Damit will ich betonen, daß ich kulturelle Codes ganz gut lesen kann und vieles an Kulturinitiativen kommen wie verschwinden sah.
Nun sehe ich bei dieser Formation zum Beispiel, daß sich eine exponierte Person mit a) einem stilisierten Lotos, schmückt, der „erleuchteten Pflanze“, die von Buddhisten, Hindus und Bahai verehrt wird, dann zugleich b) mit der germanische Lebensrune Elhaz/Yr, überdies c) mit einer Spirale aus der keltischen Mythologie, welche spirituelles Wachstum symbolisiert, die Harmonie zwischen Körper, Geist und Verstand.
Damit steht man dann gut und für alle Fälle unter einer „Blume des Lebens“. Dieses Ornament kommt seit Jahrtausenden in ganz verschiedenen Kulturen vor. Zusätzlich sehe ich die Person außerdem in verschiedenen Yoga-Posen. Da geht schließlich auch noch wo ein Traumfänger drunter, die Kopie indianischer Amulette zum Schutz gegen Unheil.
Das alles reicht natürlich nicht. Buddha, der Arme, muß generell herhalten, wo jemand Tiefe und Relevanz andeutet. Drum sind in der Oststeiermark ganze Rudel von Buddha-Statuetten zu finden. (Geradezu abenteuerlich, wo der Gute überall für Stimmung und Besinnlichkeit sorgen muß.)
Neben Duftkerzen und Duftlampen läßt sich freilich auch noch so mancher asiatische Fächer anbringen. Ob das auffallende Schriftzeichen nun chinesisch oder japanisch ist, vermag ich nicht zu sagen. Hauptsache es wirkt asiatisch und läßt sich irgendwie mit Weisheit assoziieren.
Kombinieren Sie meine kleine Skizze, die auf Augenzeugenschaft beruht, nun a) mit den opulenten Vereinszwecken, wie sie in den Statuten der „Trefferei“ aufgelistet wurden, ferner b) mit einigen schin gelaufenen Programmen des Vereins. „Ägyptisch Orientalischer Tanz“, „smoveyWALKING“, „Quantenheilung“, „frei(es) Tanzen“, „alternative Medien“ etc.
Nicht zu vergessen: „Russische Heiltechniken – Erneuern des Körpers“, was man vielleicht derzeit in der Ukraine gut gebrauchen könnte. Sie merken an meinem Tonfall, daß ich leise Zweifel hege, wie eine kleine Kulturformation so einen inhaltlichen Bogen seriös bewältigen möchte, zumal neurdings an einer eher teuren Location im Zentrum Gleisdorfs. Ich wüßte gerne detillierter, wie man sowas anstellt und schafft.
Was nun die Codes angeht, sozusagen Jahrtausende überbrückend, kulturverbindend, sind hier gewiß Kräfte am Werk, die ich nicht kenne. Auf meinem Kontinent würde man dieses Sammelsurium als kulturellen Ramschladen verdächtigen, denn der Buddhismus wie der Hinduismus haben ja keine plausiblen Berührungspunkte mit Kelten und Germanen, mit schamanischen Traditionen aus der Tundra etc.
Ich alter Gaul auf dem Kulturfeld mit meinen Jahrzehnten der Praxis muß mir unterwegs ziemliche Scheuklappen angezüchtet zu haben, da mir solche interkulturelle Kompetenz bei überwiegend recht jungen Leuten ein Rätsel ist. Das müssen außergewöhnliche Verfahrensweisen und Lerntechniken sein, die das möglich machen. (Fortsetzung)
+) Vorlauf: Trefferei, Teil I
Übersicht
+) Die Trefferei (Kultureinrichtung)
+) Rechtsruck (Das Thema)