Was der Fall ist: Trefferei I

Es ist Zynismus, wenn eine exponierte Person die Gleisdorfer Protestmärsche explizit „Spaziergänge“ nennt. Da lief etwas völlig anderes.

Vormals prominente Exponentin der „Trefferei“: Tanja Lederer

Es ist skurril, per Lautsprecheranlage hinauszubrüllen, es gehe bei den Gleisdorfer Protestmärschen um Liebe, Freiheit und Demokratie, während Andersdenkende mit merklicher Angriffslust herabgewürdigt werden.

Gab es damals eine einzige Session, bei der Menschen gebannt zuhörten, weil jemand eine anregende und fesselnde Rede hielt? Ich hab keine erlebt; und ich war oft vor Ort. Es waren dort meist keine Redner am Werk, sondern Einpeitscher und Agitatorinnen.

Das sind freilich legitime Mittel, um für politischen Aktivitäten eine Gefolgschaft zu finden. Etablierte Parteien machen es ja vor. Propaganda handelt nicht von Satzwahrheiten, sondern soll Aufmerksamkeit schaffen und Menschen binden.

Einwände sind meist unerwünscht, offene Debatten selten. Propaganda soll als Meinungsbildung wirken, bei der man ohne die Mühen von Wissenserwerb auskommt. Das ist auf jeden Fall, was auf Gleisdorfs Straßen über Wochen und Monate jeden Freitag und Sonntag geschah.

Also fand ich es bemerkenswert, daß sich aus den Reihen exponierter Personen dieser Protestmärsche eine Vereinsgründung abzeichnete. Dem Aktionismus auf der Straße muß ja im besten Fall eine solide politische Arbeit folgen. Die geschieht nicht durch das Trommeln, Pfeifen und Schreien, sondern durch fundierte Informationsarbeit und Engagement am Verhandlungstisch.

Menschen anbrüllen, Menschen „aufwecken“, Andersdenkende beschimpfen, gut, kann man machen. Das ergibt Wow-Effekte für Momente. Dann, so dachte ich, folgt die politische Arbeit. Die Staturen des Vereins fand ich bezüglich der Zwecke und Vorhaben imposant.

Zum Beispiel: „Vernetzung von Wissenschaftern, Wirtschaftern, Forschern, Technikern, Juristen, Landwirten, Soziologen, Sozialarbeiter, psychologisch und psychotherapeutisch Arbeitende und anderen Fachleuten, welche nach ethischen und ubuntischen Grundlagen forschen, lehren und arbeiten.“

Oder auch: „Errichtung und Betreiben eines vereinseigenen Institutes zur Erforschung und Entwicklung von (Rahmen-)Bedingungen, Erkenntnissen, Konzepten, Mechanismen, Empfehlungen, Lösungen und Anwendungen den Vereinszweck betreffend“ sowie: „Erstellung von Studien und Gutachten, Umfragen & Analysen zu den Vereinsthemen und gemäß dem vorigen Unterpunkt“.

Anfangs waren Tanja Lederer, Gerlinde Reicht und Isabella Tomschitz die Ansprechpoersonen des Vereins. Ich war naturgemäß neugierig, wer formell ein so ambitioniertes Projekt realisieren möchte. Also machte ich am ?15. September ?2022 eine Abfrage im Zentralregister des Innenministeriums. Kein Ergebnis. (Heute findet sich unter der ZVR-Zahl 1034640739, daß Reicht und Tomschitz den in St. Margarethen ansässigen Verein leiten, Lederer ist in den Hintergrund gerückt.)

Aber immerhin konnte man über die Internetpräsenz der Gruppe erfahren, wer sich derlei zutraut: „Schaffung und Bereitstellung von Räumlichkeiten und Nutzimmobilen zum Wohnen, Arbeiten, Forschen, für Werkstätten, Labors, Studios, Seminare, Vorträge, Schulungen, Diskussionen, Ausbildungen, Proberäume, Trainings, für Vorgänge, Projekte und Ausführungen im Rahmen und im Sinne des Vereinszwecks.“

Einige der engagierten Personen kannte ich schon von den Protestmärschen und dem medialen Umfeld, das dafür via Social Media erzeugt worden war. Unterwegs war freilich festzustellen, daß man in diesem Verein auch mit neofaschistischen Kräften zusammenarbeitet. (Fortsetzung)

Übersicht
+) Die Trefferei (Kultureinrichtung)
+) Rechtsruck (Das Thema)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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