Kulturpolitik. Ein nächstes Gespräch. Klärungen ereignen sich da schrittweise. Das ist ein sehr komplexes Thema, bei dem ganz unterschieliche Intentionen und Interessen zusammenkommen.
Es besteht die Versuchung, Begriffe für klar zu halten. Kulturbegriffe. Ich hab keinen Grund, mit Karl Bauer eine akademische Debatte anzuzetteln. Er ist Gleisdorfs Kulturreferent, ich bin aktiver Künstler.
Das handelt von einer plausiblen Differenz, mit der man offen arbeiten kann. Wir bewegen uns auf gemeinsamem Terrain, das mit ganz unterschiedlichen Landkarten der Bedeutungen begangen werden kann.
Unsere Aufgaben in der Wissens- und Kulturarbeit sind höchst unterschiedlich. Wir sind uns auf jeden Fall einig, daß es sich lohnt, folgende Markierung eines Settings näher zu überprüfen. Drei Sektoren: a) Regelbetrieb, b) Grundlagenarbeit und c) Archive der Kultur. Dieses Gefüge ist im Landeszentrum ebenso wirksam wie in der Provinz. Aber was bedeutet das für uns?
Es bedeutet vor allem einmal, daß wir unsere Begriffe aktuell klären. Dann wissen wir endlich, worüber wir reden, wenn wir kulturpolitsiche Fragen erörtern. In diesen Belangen gilt für uns, was auch für die Milieus einer Stadt, einer Region gilt. Was uns trennt, wissen wir mühelos. Was wir teilen, muß geklärt, herausgearbeitet werden.
Nein, Bauer und ich sind nicht auf Konfrontationskurs. Aber wir stehen als zwei grundverschiedene Wesen in der Welt. Da gibt es allerhand, was wir genau nicht teilen. Sei es die Herkunft betreffend, das Selbstverständnis, seien es Weltanschaung und Engagement im Gemeinwesen. Daher haben wir auch allerhand grundverschiedene Aufgaben gewählt.
Es wird im Falle kontroversieller Auffassung neuerdings gerne wieder von einer „gespaltenen Gesellschaft“ gesprochen. Mumpitz! Wir waren – seit ich auf der Welt bin – noch nie eine homogene Untertanenschicht, einig, ungeteilt. Eine pluralistsiche Gesellschaft ist notwendigerweise fragmentiert. Gerade die Politik hat damit zu tun, das zu moderieren, auch zu koordinieren. Antwortvielfalt. Differenz. Die Praxis des Kontrastes.
Und genau deshalb brauchen wir laufende Arbeitsgespräche. Was uns trennt, wissen wir. Mühelos. Was wir teilen, will beachtet und besprochen sein. Um gelegentlich an einem gemeinsamen Strang ziehen zu können, sollte man über Differenz Klarheit haben.
Meine Vorstellung, über die drei Sektoren a) Regelbetrieb, b) Grundlagenarbeit und c) Archive der Kultur zu sprechen, muß noch präzisiert werden. So viel schon jetzt: Es gilt unter anderem, unterscheiden zu können, was im Kulturbetrieb Top down und was Bottom up entsteht, was Mischformen sind, und wie diese Bereiche zueinander angeordent sein sollten; idealerweise nicht hierachisch, sondern komplementär. (Wird fortgesetzt!)
+) Ein Feuilleton (Kulturpolitik)