Wir haben gute Gründe, um aktuell zu debattieren, was uns Museen wert sein mögen, besser: sollten, und wofür genau sie uns nun nützen. Dieser Typ der kulturellen Einrichtung ist jung. Als prominentestes Beispiel gilt der Louvre in Paris. Erst eine von Aristokraten angelegte Sammlung, im Zuge der Französischen Revolution (1789 bis 1799) schließlich anno 1793 in ein zentrales Kunstmuseum der Republik umgestaltet.
Davor waren die eher emotional und sinnlich begründeten „Wunderkammern“ ein Privileg ausreichend wohlhabender Menschen. Sammeln gehört aber vermutlich zur Conditio humana, doch es ist noch nicht gar so lange her, daß ein Großteil unserer Leute wenigstens hundert Gegenstände besaß, von Wertgegenständen ganz zu schweigen.
Die Steiermark hat mit dem Joanneum eine prägnantes Beispiel. Einst eine Lehr- und Schausammlung, die Erzherzog Johann von Österreich initiiert hatte, um Know how in die vormals rückständige Region zu bringen, schließlich auch der Ausgangspunkt der Technischen Universität Graz.
Menschliches Wissen geht sehr schnell verloren. Mit menschlichen Fertigkeiten ist es ebenso. Sind denn nun Museen geeignete Angelpunkte und Umschlagplätze für gefährdetes Kulturgut? Falls ja, ist das ein angemessener Inhalt kulturpolitischer Debatten? In dem Fall: gibt es dazu angemessene Budgets?
Sind wir gerüstet, all das nicht zu soziokulturellen Abstellkammern verkommen zu lassen? Sind wir interessiert, Museen als mögliche Arbeitsplattformen zu nutzen? Fällt uns dabei ein, wie wir virtuelle und aktuelle Räume nutzbringend verknüpfen können? Ist hinreichend klar, daß internetgestützte Telepräsenz uns Menschen nicht genügt, daß wir reale soziale Begegnungen brauchen, um zu gedeihen?
Das sind einige der Fragen, die anklingen, wenn wir uns derzeit von der Dampfmaschinenmoderne verabschieden und zu klären beginnen, was der Begriff „Vierte Industrielle Revolution“ bedeutet.
Ich bin gemeinsam mit Fotograf Richard Mayr kürzlich losgezogen, um einige dieser Aspekte diskursiv und visuell zu bearbeiten. „Die lange Nacht der Museen“ wurde zu einem Rahmen für einen Akzent, der sich im Puchmuseum Judenburg setzen ließ.
Das zielt auf Diskursmöglichkeiten, die wir nutzen sollten. Der Kontrast dazu: im Projekt „Der milde Leviathan“ wird ein künstlerischer Prozeß konkret in einen alten wirtschaftlichen Raum hineingeführt; nämlich in den verbliebenen Gebäudekomplex der vormals größten Textilfabrik auf dem Kontinent: Borckenstein in Neudau (Oststeiermark).
Wir nutzen also unterschiedliche Mittel und Verfahrensweisen, um diese Zeitwende zu erkunden, zu begreifen; das Ende der Dampfmaschinenmoderne im Umbruch zu einem neu geordneten Verhältnis der Menschen zu ihren Werkzeugen und Maschinen.
+) Zeitenwende (Die Judenburg-Session)
+) Der milde Leviathan (Das Projekt)