(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)
Wir haben am Dreier-Tisch der absolvierten Kulturkonferenz, beim Weizer Panel, auf eine Erhebung und Zustandsbeschreibung der gegenwärtigen Kultursituation weitgehend verzichtet. Es genügten einige wenige Annahmen über den Status quo. In merkwürdiger Eile wurde da auf Ergebnisse gedrängt, auf klare Punkte eines möglichen Forderungskataloges. Und das in den ersten rund drei Stunden eines Prozesses, der auf neue kulturpolitische Optionen im Jahr 2030 zielt.
Ich halte das für eine Mischung von verdeckten Intentionen und Stümperei, forciert von einer Crew, die mit einem fixfertigen EU-Kulturprojekt in diese Konferenz hineingegangen ist. Der ganze Konferenzverlauf hat sich an jenem Tisch mehrheitlich um die Agenda dieses Projektes gedreht. So geht antiquierte Lobby-Arbeit
Positiv formuliert: eine Konferenz zur Überwindung alter kulturpolitischer Sackgassen macht sich selbst zum Beispiel dessen, was überwunden werden müßte. Das ist ja vielleicht eine interessante Methode, dem Konzept von „method acting“ verwandt.
Autonomie-Status
Ich bin daher so frei, in diesem Kontext nach anderen Prinzipien aktiv zu bleiben; und zwar in einem hochgradigen Autonomie-Status. Was meint dieser Begriff?
Autonomie bedeutet: sich selbst die Regeln geben. Nomos ist das altgriechische Wort für Gesetz. Also: Eigengesetzlichkeit. Es bedeutet in meinem Fall nicht, keinerlei Verpflichtungen einzugehen. Ein gemeinsames Vorgehen verlangt Übereinkünfte. Für mich ist es Oberliga, wenn sich das ohne große Verhandlungen erreichen läßt. Als Running Code & Rough Consenus. (Ich hab die beiden Begriffe gegenüber der Quelle in der Reihung umgekehrt gereiht, weil ich es phonetisch eleganter finde.)
Die Phrase stammt aus der Internetgeschichte. Sie wird David Clark zugeschrieben, der 1992 festgestellt haben soll: “We reject: kings, presidents, and voting. We believe in: rough consensus and running code.” Es ist auf jeden Fall ein schönes Motiv für kleine Einheiten, um zügig voranzukommen. Dieser Modus hat eine sehr simple Voraussetzung: wechselseitige Achtsamkeit.
Damit ist eine Grundbedingung von Kooperation berührt. Falls ich nicht geneigt bin, die Interessen der Leute, mit denen ich zusammenarbeite, mit zu bedenken und auch angemessen zu bedienen, ist es keine Kooperation. Dann ist es eben Kontraktarbeit. Ich stelle Geld auf, engagieren Leute, die machen, was ich erwarte und verlange. Das ist ein ganz anderer Modus.
Versuche ich diesen Modus durchzusetzen, ohne dafür adäquat zu bezahlen, ist es das Ausnutzen von Menschen. Es zieht sich wie eine Perlenschnur des kommenden Untergangs durch den Kulturbetrieb, in dem zahlreiche interessante Vorhaben genau daran kranken und deshalb beizeiten den Bach runtergehen.
Ich rede jetzt nicht bloß so über den Autonomie-Modus dahin. Wir haben ein lebhaftes Beispiel seit mehr als einem Jahr in Gang. Mitten in Gleisdorf. Der „Zeit.Raum“ in der Bürgergasse. Ein Kommunikationssystem zwischen privatem und öffentlichem Raum. Strictly Low Tech! (Funktioniert auch, falls der Strom ausfällt.)
Unternehmerin Barbara Lukas hat uns den Rahmen zur Verfügung gestellt. Monika Lafer, aktive Künstlerin und auch Kunsthistorikerin, ist meine Kooperationspartnerin im Inhaltlichen. KWW: Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft im Wechselspiel. Es läuft völlig mühelos, ohne größere Debatten zu brauchen. Das wird man nicht generell zur Regel machen können, aber gut zu sehen, daß es möglich ist.
— [Das Weizer Panel] —
— [The Long Distance Howl] —