Ich hab mich ein wenig umgesehen. Was blieb von den großen Gesten und dem erheblichen Lärm derer, die uns alle über viele Monate wissen ließen, daß sie sich ihrer Freiheit beraubt fühlen? Es zeigt sich: die schillernden Lokal-Promis haben aus der Protestbewegung rausgeholt, was ihnen nützt. Versiegt die Quelle, verduften die Promis.
Auch bei weiteren Umzügen in Gleisdorf zeigte sich, daß die verwegenen Lokal-Promis dieser Bewegung zum Lauf der Dinge nichts mehr beitragen. Sie haben teils nächste Themen gefunden, die sich offenbar abgrasen lassen. Organhandel. Wie liebe ich mich selbst? Chemtrails. Inneres Leuchten. Kommt jetzt eine neue Weltordnung oder doch nicht? Hanf. Zensur. Der letzte deutsche Kaiser. Immunitätslücken. Yoga für Kinder…
Sehe ich mir an, was die exponiertesten Leute des Geschehens im Raum Gleisdorf derzeit inhaltlich ergründen, dann zeigt sich eine Art thematischer Ramschladen, der mir begreiflich macht, warum diese lustige Truppe politisch nichts erreichen konnte.
Die Party-Zeit auf der Straße, im Trott hinter dem Lautsprecherwagen, ersetzt einfach die Mühen, sich selbst als politisches Wesen zu entwickeln und bewähren. Was übrigbleibt, sind leere Gesten, die einigen womöglich zurecht bekümmerten Leuten etwas Trost spenden.
Andere gehen für solche sozialen Kuschelmomente in die Clubs und zahlen Eintritt, falls man sie hineinläßt. Clubs haben ja ihre versierten Securities am Eingang. Hier übernimmt der Staat den Sicherheitsdienst, die ganze Stadt wird während des Umzugs mit Disco-Hammerln verwöhnt, aber es gibt auf der Strecke keine Drinks und die Stimmung hängt etwas. Demokratie hin oder her, an diesem Party-Konzept ließe sich einiges verbessern.