Was es wiegt… #76: Prinzipien

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

Diese Notiz ergänzt meine Glosse „Materia prima“, welche eine Unterscheidung von Politik und Verwaltung betont, eine Forderung nach Rollenklarheit beinhaltet, was auch bedeutet: wir sollten qualitativ zwischen Verwaltung und Bürokratie unterscheiden können. (Mir fehlen die Erörterungen solcher Fragen seit gut 30 Jahren.) Und wir, das Kulturvölkchen?

Ich hab erstmals am 24. Juni 2013, erneut am 14. April 2015 (später noch einige Male) vier spezielle Punkte genannt und erläutert, die ich noch heute für grundlegend halte, wenn Kultur- und Wissensarbeit gelingen soll. Die vier erwähnten Punkte, wie man sie als Kunst Ost-Prinzipien betrachten kann:

1) Wir zentralisieren nicht
Wir bevorzugen eine Mehrheit völlig eigenständiger, stabiler Formationen, Initiativen, die an verschiedenen Orten der Region wirken. Ein Zusammenziehen von aktiven Leuten an bloß einem Ort ist unakzeptabel.
2) Kommunikation
Wechselseitiges Informieren, das Dokumentieren von Teilprojekten und die Ablehnung verdeckter Intentionen sind vorrangig.
3) Kooperation
Das bedeutet, ich will die Prioritäten anderer kennen, ich setze die Schritte nicht nur zu meinem Wohl, sondern zum Wohl des gesamten Projektes, das allen Beteiligten nützen soll. Kein Teilsystem soll ein anderes oder die anderen dominieren.
4) Niemand wird bekämpft
Auch Dissens ist fruchtbar. Doch manche können einfach nicht mit einander; bis an die Grenze von Feindseligkeit. Solche Emotionen sind im Konfliktfall normal, doch wer gegen andere interveniert, wer Kampfmaßnahmen in Erwägung zieht, um andere zu beschädigen, hat in unseren Projekten nichts mehr verloren. [Die 2013er-Fassung | Die 2015er-Fassung]

Gutes Regieren
Ich hinterlege das mit einem europäischen Dokument. In unserem Gleisdorfer Milieu wurde Pädagoge Franz Wolfmayr nicht müde, darauf hinzuweisen: „Europäisches Regieren – Ein Weißbuch“ vom 12.10.2001.

Wir haben in Österreich derzeit einige Probleme, treffend zu klären, was genau „Gutes Regieren“ sei. Der aktuelle V-Dem-Report setzte Österreich im Ranking eben herunter, hinter Portugal, gerade noch vor Ghana, Armenien und Bolivien. (V-Dem = Varieties of Democracy, an unique approach to conceptualizing and measuring democracy.) [Quelle]

Der OFR faßt zusammen: „Gesamt ist das Niveau der Demokratie im Jahr 2021 laut dem Bericht auf das Niveau von 1989 gesunken. Die liberalen Demokratien erreichten 2012 mit 42 Ländern ihren Höhepunkt und sind nun auf den niedrigsten Stand seit über 25 Jahren gesunken.“ [Quelle]

Zitat: Europäisches Regieren
Das Regieren in Europa muss reformiert werden, um die europäischen Institutionen den Bürgern näherzubringen. Gutes Regieren basiert auf fünf einander ergänzenden Grundsätzen:
+) Offenheit: Die Organe sollten mehr Gewicht auf Transparenz und Vermittlung ihrer Entscheidungen legen.
+) Partizipation: Die Bürger müssen systematischer in die Gestaltung und Umsetzung der Politik einbezogen werden.
+) Verantwortlichkeit: Die Rollenverteilung im Entscheidungsprozess muss klarer sein. Jeder Akteur muss die Verantwortung für die ihm zukommende Rolle übernehmen.
+) Effektivität: Die Entscheidungen müssen auf der richtigen Ebene und zum richtigen Zeitpunkt getroffen werden und die geforderten Ergebnisse zeitigen.
+) Kohärenz: Das politische Handeln der Union ist äußerst vielfältig und erfordert ein verstärktes Bemühen um Kohärenz. [Quelle]

— [Das Weizer Panel] —
— [The Long Distance Howl] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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