[Vorlauf] Mein Beschluß lautet nun: Bis ich gute Gründe für eine Änderung finde, bleibe ich beim Kolumnentitel „Waffel“; ergo ist das „Waffel zwo“. Zugegeben, ich weiß noch gar nicht, ob es eine Kolumne werden kann. Mein Plauderstündchen mit Hans Fischer ergab immerhin eine Ausgangsposition. Das Gleisdorfer Waldstück, um welches sich derzeit widersprüchliche Mitteilungen ranken, ist bloß einer von mehreren Anlässen für diese Einlassung.
Die Waffelei… Auch wenn es weder lokal noch regional halbwegs verbreitet ist, wird doch sicherlich allgemein verstanden, was jemand meint, der einem Gegenüber mitteilt: „Du hast doch einen an der Waffel“. Und wie schon erwähnt, ich mag die phonetische Qualität des Wortes. (Es ist eh so schwer, einen guten Kolumnentitel zu finden.)
Da ich außerdem in der ersten Glosse die Flachwaffel erwähnt hab, bin ich losgezogen, um zwecks Anschauung eine zu besorgen. Naja, eine, ein Paket Waffeln…
Aber! Hans Fischer. Wir unterhielten uns über Zustände der heimischen Politik. Und über Fragen nach Redlichkeit. Malerin Gabi Troester hatte noch die Frage nach Wahrheit eingebracht. Ich bleibe aber dabei, daß Wahrheit eine Angelegenheit ist, die ich lieber der Theologie und der Philosophie überlasse.
Wenn ich dagegen nach Redlichkeit frage, dann interessiert mich das Fließgleichgewicht zwischen dem Denken, dem Reden und dem Handeln einer Person. Das hat in der Politik besonderes Gewicht, weil dies eine repräsentative Demokratie ist und die Mandatstragenden nicht bloß ihren Parteien, sondern primär dem Staat und seinem Staatsvolk verpflichtet sind.
Daher wollen wir beachten:
a) Was ist der Fall?
b) Gibt es darüber Transparenz und werden wir sachgerecht informiert?
c) Sind verdeckte Intentionen im Spiel?
Fischer und ich haben erwogen, eine Doppelconference einzuführen, sind uns aber – im Sinne des klassischen Kabaretts – über die Rollenverteilung noch nicht ganz einig. Frei nach Farkas und Waldbrunn lebt die Doppelconference davon, daß einer den Gescheiten und einer den Blöden gibt.
Eine andere Option hat Monika Lafer jüngst belegt. Ich arbeite mit Lafer nun seit rund einem Jahr am Gleisdorfer Zeit.Raum, so weit ich sehe, das derzeit einzige autonome Kunstprojekt der Stadt. Lafer trägt einen bemerkenswerten Metaphernvorrat in sich, der schlagend wird, wenn es um ernste Themen geht. (Ich ahne, daß man sich mit ihr lieber nicht streiten möchte.)
Während sie Grafiker Heinz Payer und mir bei einigen Dingen so zusah, würdigte sie das schließlich mit der Umdeutung auf Waldorf und Statler, welche allgemein als goscherte Balkon-Muppets bekannt sind. (Ihren ersten gemeinsamen Auftritt hatten die Typen 1975 in der Muppet Show-Pilotfolge „Sex and Violence“.)
Sie sehen, hier haben wir also zwei Optionen und Rollenkonzepte:
+) Doppelconference: ein Gescheuter und ein Blöder
+) Balkon-Muppets: zwei Goscherte auf Augenhöhe
Wir müssen daher unter anderem darüber reden, ob im Gleisdorfer Rathaus die Redlichkeit zuhause ist und ob wir über brisante Angelegenheit, die das Gemeinwesen betreffen, angemessen informiert werden.
Darf das angemessen kommentiert werden, ohne daß Einwände zynisch abgetan werden? Wir haben auch darüber zu reden, wie der Begriff Politik gedeutet wird und was das in der Praxis bedeutet… Wenn man an seinen Taten gemessen wird. [Fortsetzung]