(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)
Mich beschäftigt eben das „Protokoll einer Entfremdung“. Gegenüber der regionalen Ebene und der Landesebene bleibe ich ratlos, wo das erklärte Selbstverständnis befugter Kräfte mit ihrem Handeln nicht in Deckung kommen will.
Ich stehe für die Kulturplattform Kunst Ost. Da geht es um regionale Wissens- und Kulturarbeit sowie um Kunstpraxis im Sinn von Gegenwartskunst. Das möge nicht mit den Voluntary Arts verwechselt werden, die von anderen Intentionen und Konzepten getragen sind, im Gemeinwesen anderen Zwecken dienen. (Gegenwartskunst und Hobbykünste sind zwei verschiedenen Genres.)
Der Hintergrund
Im Jahr 2021 hieß: „Das Kulturressort des Landes Steiermark lädt Sie ein, sich hier bei der Entwicklung der Kulturstrategie 2030 einzubringen.“ [Quelle] In meinem Fall heißt es: das Einbringen scheint seit rund fünf Monaten unmöglich, die Sache läuft ungefähr wie Geheimdiplomatie.
So weit, so gut. Seit ich voriges Jahr Post von einem Anwalt bekommen habe, da mit a) eine Landesbedienstete aus der Kulturabteilung und b) eine Kulturgewerkschafterin für meine kritischen Glossen mit einer Klage gedroht haben, nehme ich zur Kenntnis, daß sich hier Lobbies formieren und Lager abgrenzen.
Das steht zwar den erklärten Intensionen von Landesrat Christopher Drexler entgegen, aber es ist offenbar der steirische Status quo. Bevor ich also das „Protokoll einer Entfremdung“ aufblättere, eine kurze Skizze, wofür Kunst Ost im Augenblick steht. Ich denke, unsere Arbeit darf als Beispiel einer Best Practice gelten.
+) Zeit.Raum: das derzeit einzige autonome Kunstprojekt Gleisdorfs
Seit rund einem Jahr läuft dieses Vorhaben als eine Kooperation von Martin Krusche und Monika Lafer: [Link]
+) Wegmarken: Das derzeit einzige regionale LEDER Kulturprojekt
…über Klein- und Flurdenkmäler. Eben erschien das Buch zum Thema (Martin Krusche & Richard Mayr). Eine weiterführende Arbeitseinheit macht das Themenfeld nun für interessierte/engagierte Bürgerinnen und Bürger auf. Hier der aktuelle Projektabschnitt: [Link]
+) NID: Net Interactive Documents
Kunst Ost ist die bisher erste steirische Kulturinitiative, die eine neue Online-Technologie erprobt, welche Informatiker Hermann Maurer (TU Graz) mit seinem Team entwickelt hat.
- Projekt & Kontext: „Netzkultur 1985 bis 2022“ (Wegmarken im Net Interactive Document)
- Die erste Applikation: „Wegmarken“ (Ein kulturelles Zeichensystem), das Buch in der Online-Umsetzung: [Link]
+) Genuine Volkskultur
Damit decken wir bei Kunst Ost zwei relevante und vor allem genuine Volkskultur-Genres ab, was unter anderem mit zwei Publikationen belegt ist, zu denen es in der Steiermark eher nichts Vergleichbares gibt.
- Die Klein- und Flurdenkmäler
- Die Volkskultur in der technischen Welt, wie sie Ethnologe Hermann Bausinger beschrieben hat. Siehe dazu: „Volkskultur“ (Wegmarken im Kontext)!
+) Folgeprojekt „Funkenflug“
Inzwischen habe ich mit Fotograf Richard Mayr ein nächstes Projekt konzipiert, das unter anderem in eine Buchpublikation münden wird. Es bekommt einen Steiermark-Schwerpunkt, reflektiert rund zweihundert Jahre permanenter technischer Revolution und setzt bei den legendären Englandreisen des Erzherzog Johann von Österreich an, als er u.a. James Watt besuchte. Hintergrundfolie: „Weltgeschichte berührt Regionalgeschichte“ Hier das „Mission Statement“!
+) Kleiner Einschub: Stahl feilen
Um derlei Themen kompetent auszuloten, absolviere ich derzeit bei einem Meister dieses erste Stück Grundausbildung – quasi als ältester Lehrbub der Region: das Bearbeiten von Stahl ohne Maschinen, wie es annähernd alle einschlägigen Lehrlinge mehrerer Generationen eher gehaßt haben: „Das Sägen und Feilen“ (Ein stahlhartes Postskriptum).
+) Die Jungen: Running Code (Work in Progress)
Hier hab ich in Gleisdorf eine Arbeitsebene eingerichtet, die a) der Gegenwartskunst gewidmet ist und b) speziell jungen Kräften. Dabei hab ich einen Modus entworfen, der den Jungen Autonomie sichert und uns erfahrene ältere Kräfte klar am Rand des „Spielfeldes“ aufstellt, um das dann zu begleiten und zu verstärken. Also kein hierarchisches Setting, sondern ein komplementäres. Die jungen Schüsselpersonen: Carolina Sales Teixeira & Mathias Petermann. Das Feature: [Link]
+) Der achte Mai
Am 8. Mai 1945 wurde der Faschismus zwar militärisch geschlagen, geistig aber nicht. Künstlerin Monika Lafer und ich thematisieren das. Es hat aktuell einen wichtigen Bezugspunkt in der „Gleisdorfer Unruhe“, einer Serie von Protestveranstaltungen, die in nennenswerten Bereichen von rechten bis rechtsradikalen Kräften mitbestimmt wird.
Die Fortsetzung folgt: das Verlaufs-Schema der verlöschenden Kommunikation ab Oktober 2021. [Vorab: eine Liste]
— [The Long Distance Howl] —