Was es wiegt… #69: Erkundungen

(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)

„Wir erachten es als wichtig, lokale Bedürfnisse, Forderungen, Anmerkungen und Inputs zu sammeln und eventuell eine Brücke zu schlagen, aus der sich weitere Beteiligungen am Prozess der ‚Kulturstrategie 2030‘ ergeben. Idealerweise ergibt sich ein langfristiger Austausch, der Fragen rund um die Kulturarbeit in der Steiermark adressiert.“ So wandten sich Carolina Sales Teixeira und Johanna Kienreich im Dezember 2021 an ihre Umgebung.

Carolina Sales Teixeira

Ich habe inzwischen eine der beiden getroffen, um zu erfragen, wie sie sich das konkret vorstellen. Heute lassen sich einige Aspekte des oststeirischen Kulturgeschehens ganz gut sortieren, was die Orientierung erleichtert. Da beziehen die zwei Frauen eine sehr interessante Position, weil ihr Ansatz von einer anderen Generation kommt, die mit völlig anderen Erfahrungen als meine Jahrgänge ins Kulturgeschehen geht.

Inhaltliche Fragen
Den aktuellen Angelpunkt dafür bot im vergangenen Herbst folgende Nachricht: „Land Steiermark verordnet sich neue Leitlinien, anhand derer die Kulturpolitik bis zum Jahr 2030 festgelegt wird. Neu dabei: Hoch- und Volkskultur sind kein Widerspruch mehr.“ [Quelle]

Dazu kam, daß auf Bundesebene ein ähnliches Vorhaben angelaufen war: „Kick-Off zur Kunst- und Kulturstrategie 22“. (Bundesministerium für Kunst, Kultur öffentlichen Dienst und Sport, Sektion IV: Kunst und Kultur, Team Strategie Kunst Kultur 22) Siehe zu beidem den Eintrag vom 25.10.2022: „Was es wiegt, das hat’s XLV: Diskurs“!

Umbrüche
Carolina Sales Teixeira wurde 1992 in Maputo (Mosambik) geboren. Die portugiesische Künstlerin ist auf den Azoren aufgewachsen, absolvierte ein Studium (Faculdade de Belas Artes da Universidade do Porto). Sie lebt und arbeitet derzeit in der Steiermark. [Link] Das ist ein zusätzlicher Gewinn: dieser Blick/Zugang von außen.

Ich war in unserem Gespräch sehr darauf konzentriert, diesen Wert des eigenständigen Entwurfes zu betonen. Ich meine damit etwa, daß hier die Erfahrungen und Annahmen eines Älteren nicht zur Grundausstattung des Aufbruchs junger Menschen gehören sollten.

Das heißt, sowohl die guten wie die schlechten Erfahrungen eines älteren Menschen kontaminieren bloß die Neugier und den Erfahrungshunger junger Leute, färben Sichtweisen womöglich ein, was ohne Nutzen ist.

Meinesgleichen haben ja herbeigeführt und geprägt, was der Status quo ist. Den müssen junge Kulturschaffende nicht reproduzieren, nicht weiterschreiben, der ist eh da und sollte im besten Fall aufgebrochen, stellenweise sogar abgeschüttelt werden. Nicht von Leuten wie mir, sondern von nachfolgenden Generationen. (Die meisten Leute meiner Generation sind vermutlich nimmer zur Innovation in der Lage.)

Insofern bin ich sehr neugierig, was die Jungen für Annahmen entwickeln und Schritte setzen werden. Ich hatte übrigens gerade ein Kulturgespräch mit Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark.

Er scheint diese Aspekte ähnlich einzuschätzen wie ich, was aber für die kulturpolitische Praxis in der Stadt noch genauer abgeklärt werden will. Hier übrigens das eingangs zitierte Flugblatt von Carolina Sales Teixeira und Johanna Kienreich als PDF-Datei: [Link]

— [The Long Distance Howl] —

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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