D:Demo #26, Das Wagnis des Zwischenraums

Der Marktplatz am Fuße des Gleisdorfer Kirchriegels füllte sich langsam. Verhaltenes Stimmengemurmel. Nach und nach wurden Kerzen entzündet. Um 19:00 Uhr endete ein Gottesdienst. So füllte sich auch oben der Vorplatz der Kirche mit Menschen, die leise sprachen und mit Kerzen ein warmes Licht entfachten.

Das Wort Demonstration trifft es eigentlich nicht. Es war eher eine Zusammenkunft, wenngleich von recht vielen Leuten. Keine Ansprachen, kein Slogan-Gebrüll, kein Lärmschlagen. Nach einer Weile bloß das Glockenläuten. Als es endete löste sich die Zusammenkunft gemächlich auf.

Wir haben Krieg in Europa. Die Waffengänge erreichen uns nicht, die Auswirkungen sehr wohl. Wir müssen offenbar erst wieder lernen, wie wir solchen Situationen begegnen möchten. Als ein Wir. Das ist der Punkt. Dieses Wir ist noch ganz unscharf.

Es geht im Kern um eine Praxis des Kontrastes, denn egal, wen ich in dieser Nacht auch erkennen konnte, wir sind uns vielfach fremd.

Publizistin Dorothea Kurteu hat es im Nachdenken über diese Momente so formuliert: „wenn ich wirklich verbindung suche, muss ich ja raus, in einen zwischenraum, der ist natürlich unsicheres terrain, wenn ich angst hab, geh ich da erst garnicht hin, zugleich ist die einzige möglichkeit, für gespräch (ich nenns jetzt amal eher profan, heißt aber auch für liebe, für freundschaft, für frieden,…) genau dieses wagnis des zwischenraums.“

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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