(Beiträge und Fragen zu einer nächsten Kulturpolitik)
Da wäre launiger Mumpitz auf der Landesebene zu erörtern. Ich kann mich nur wundern, wie es zu manchen Entscheidungen kommt. Aber ich verstehe, daß die Verwaltung immer wieder auf Wow-Effekte setzt und dabei schaut, wie sich bei minimalem Mitteleinsatz maximale Wirkung erzählen läßt; auf Kosten anderer Leute. Das Gemeinwesen ist ja auch bloß ein Business. Oder?
Wann hat es eigentlich mit solchen Praktiken begonnen? Medienkonzerne hätscheln die „Bürgerreporter“, wahlweise die „Regionauten“, also Lieferantinnen und Lieferanten von kostenlosem Content. Damit wurde das Genre Leserbriefe aufgewertet und der professionelle Journalismus abgewertet, weil mit Laien-Konkurrenz befrachtet, bei der es den Leuten oft an den simpelsten Grundkompetenzen fehlt.
Ich erinnere mich gut an einen Streit in der Chefetage eines Regionalblattes, der mich aus dem Geschäft gehebelt hat. Erst wurden die Honorare für Beiträge auf ein lächerliches Minimum abgesenkt. Dann bekamen wir Verträge vorgelegt, in denen wir der Company hundert Prozent der Nutzungsrechte an Texten und Bildern übertragen sollten.
Wenn heute Verlage und Politbüros unter der Vorhaltung „Lügenpresse“ leiden, wenn eine Regierung in Krisenzeiten wachsende Probleme hat, Sachinformationen durchzubringen, wo Vox populi brüllt, dann hat das natürlich auch mit solchen Entwicklungen zu tun.
Manche Usancen schwappen dann in viele Bereiche über und verwässern die Situationen. Ein geistiges Klima von Relevanz, die Zukunftsfähigkeit eines Gemeinwesens, dazu wäre gerade mehr denn je seriöse Arbeit gefordert. Gute Arbeit muß angemessen entlohnt werden. So trägt man bei, exzellente Kräfte zu halten. Man trägt bei, daß sie ihr Brot verdienen können.
Das kann freilich nicht geschafft werden, indem man Menschen einlädt, kostenloses Bildmaterial zur Verwertung abzuliefern. Was für eine knausrige Abteilung! Da heißt es: „Wichtig dabei ist, dass du uns erlaubst, dass wir dein Bild unter Nennung des Copyrights unentgeltlich veröffentlichen dürfen. Als Dankeschön gibt es für die 3 schönsten Bilder einen Tageseintritt für die Ausstellungen im Museum für Geschichte.“ [Quelle]
Kleine Anmerkung: Copyright ist das Nutzungsrecht und das läge dann ja bei der Landesabteilung, müßte also nicht genannt werden. Allerdings sollte man das Urheberrecht beachten, das unveräußerlich ist, ergo nicht das Copyright nennen, sondern die Person, von der das Foto stammt. (Die kann das Copyright weitergeben, in diesem Fall unentgeltlich.)
Selbst wenn es um Amateure geht, könnte man sich mit etwas von Wert für den Leistungsaustauch bedanken, statt sich mit einem geschenktem Tageseintritt hervorzutun. Das sind alles so unausgegorene Momentchen in einer verschnöselten Kulturlandschaft, wo sich dann ein Mangel an Wertschätzung durch so einen Deal ausdrückt. Der Mitmensch wird zur Ressource.
Und wie ich kürzlich in „Weitreichender Wandel“ illustrieren durfte: notfalls folgt auf kritische Einwände Post von einem Anwalt mit einer Klagsdrohung und einer fetten Geldforderung. Wir haben also noch viel Arbeit vor uns, um nun wenigstens einmal den kulturpolitischen Diskurs in der Steiermark auf die Höher der Zeit zu bringen. Vielleicht folgt dann die Kulturpolitik auch dorthin…
— [The Long Distance Howl] —