[Vorlauf] Nun also Glosse #2 unter dem Motto „Wolfgang Weber, wir müssen reden“. Ich hatte einen Einwand gegenüber Webers Mitteilung, die Gleisdorfer Protestveranstaltung vom 18.2.22 habe „das wirtschaftliche Leben in der Stadt am Nachmittag lahm-“ gelegt. Ich hielt das für kontrafaktisch und hab gemeint, „man sollte seine opponenten in einer kontroversiellen debatte mit genauigkeit würdigen und damit auch die eigene position aufwerten.“
Bemerkenswert, daß der Obmann des Ausschusses für Stadtentwicklung, Raumordnung, Ortsbild und Wirtschaft und einige seiner lustigen Sekundanten das für den ausreichenden Grund hielten, einen Mann von Mitte 60, der seinen Einwand präzise formuliert hat, wie einen dummen Buben abzukanzeln.
Ich hab in der Glosse #1 zum Thema schon skizziert, was ich mir bezüglich eines angemessenen Benehmens von Amtsträgern bei öffentlichen Auftritten erwarte. Facebook IST Teil unseres öffentlichen Lebens, ist Salon und Bühne, ist ein Rahmen öffentlicher Diskurse.
Zur Sache
Zu meiner Skepsis, was die Stichhaltigkeit der Weber‘schen Behauptung angeht, meinte er: „Dann frag die Betriebe“. Das ist unangemessen. In seiner Position sollte ER mir mitteilen können, von welchem Prozentsatz an Umsatzeinbußen die Rede ist; falls das derzeit überhaupt erhoben wurde und nicht bloß eine „gefühlte“ Faktenlage ist.
Krusche: „ich will gerne glauben, daß es umsatzeinbrüche gab. aber LAHMLEGEN ist was ANDERES. ich erwarte mir von einem stadtpolitiker, der in eine krisenhafte situation reingeht, GENAUIGKEIT.“
Weber, ganz Zuchtmeister: „wenn du mir Polemik unterstellst, lass es lieber bleiben. Ich denke nicht, dass Du das Ausmaß richtig einordnen kannst, was es heißt, wenn ein umsatzstarker Freitagnachmittag am Zeugnistag komplett ausfällt. DAS kleinzureden, ist Polemik. Solltest Dich vorher schlau machen, bevor du unrichtige Dinge behauptest.“ Ich hab freilich nichts kleingeredet, sondern bloß konstatiert, daß Gleisdorfs Wirtschaft an diesem Nachmittag keineswegs LAHMGELEGT, wenn auch teilweise belastet wurde.
Was der Fall ist
Welche Gleisdorfer Geschäftsbereiche waren nun – wie behauptet wurde – lahmgelegt? Ich gehe es der Reihe nach durch. Da ich von meinem Küchenfenster aus auf den Pilz-Parkplatz und einen Teil des Stranzl-Parkplatzes sehe, kann ich sagen: die waren nicht überlaufen. Von da aus erreicht man Innenstadt-Geschäfte mühelos zu Fuß; wenn man nicht grade eine Waschmaschine kaufen will.
War Stranzl lahmgelegt, die Apotheke und der Tee-Laden, die Volksbank, Plautz, die Sparkasse? Nein. War der Mörath lahmgelegt, bei dem ich nach der Traktorfahrt eingekauft hab? Nein. Auch Kurtz konnte offenhalten, obwohl ich gerne glauben will, daß es da auf ganzer Länge Florianiplatz, Weizerstraße, Bürgergasse etc. Umsatzeinbußen gab.
War das GEZ lahmgelegt oder das Geschäftsterrain hinter der gegenüberliegenden Apotheke? Nein. Allerdings war da der Autoverkehr zeitweise stark beeinträchtigt. Doch der Postbus konnte passieren und das GEZ bietet ja auch andere Zu- wie Ausfahrten. MacDonalds und Merkur lahmgelegt? Lutz, Chinarestaurant und True Fellas samt allem, was es dort sonst noch gibt, lahmgelegt? Autohaus Wiener und Forstinger? Nein. Nicht lahmgelegt.
Untenrum, also westlich zum Spar und zum Chinarestaurant konnte es verkehrsmäßig ein paarmal – zeitlich begrenzt – klemmen. Post, Pagro und die anderen Läden lahmgelegt? Nein. Der Spar in der Fürstenfelderstraße bleib sowieso unbehelligt. Nach Süden… Agora, Drive in-Wurm, Kino etc. lahmgelegt? Nein. Keineswegs.
Fokus Innenstadt
Also was genau meinte Weber? Er präzisierte an einer Stelle: „der Schaden bei unseren Innenstadtbetrieben, die viele nette Aktionen am Zeugnistag vorbereitet hatten, ist wieder enorm“. Gut. Will ich glauben. Auch wenn ich nicht weiß, was genau „viele nette Aktionen“ waren.
Ich schau nach. Schaufenster-Gleisdorf: „27 Gleisdorfer Betriebe informieren“ (TIP Tourismusverband Gleisdorf), ich klicke auf „AKTUELL“: „The requested URL was not found on this server.“ Also nichts Neues.
Oder: „Regional handeln – Impulse zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung“ promotet „Einkaufen in Gleisdorf im Dezember“. Ah ja! Ist schon länger her, nichts Neues.
Und auf der Übersicht „Gleisdorf Events“? Leider nein. Keinerlei Hinweis auf „viele nette Aktionen“, wie Weber meinte.
Ich wünschte, wenn ein Stadtpolitiker mich vor Publikum tadelt, daß er präzise begründet und wenigstens in irgendeinem Ausmaß belegt, was es mir vorhält. Statements wie „lass es für heute bleiben und denk noch einmal darüber nach, was du machst, du redest dich immer mehr in einen Strudel hinein“ und „wie gesagt, schlaf einmal drüber“ halte ich für unangemessen. Ich hab darüber geschlafen, was davon übrigblieb, ist hier notiert. In der nächsten Folge skizziere ich ein paar Annahmen, was genau mit so einem Verhalten kaschiert wurde.