In der Gleisdorfer Unruhe ist eine interessante Neuigkeit aufgetaucht. Bisher waren bei den Kundgebungen und via Social Media vor allem Parolen und Polemik zu hören. Es gab wiederkehrend die Aufforderung an Bürgermeister Christoph Stark, er möge sich der Debatte stellen. Und zwar auf der Bühne. Das ist freilich Mumpitz.
Die Bühne ist der Ort der Agitatoren. Die machen Stimmung, hauen auf den Zeiger, sorgen dafür, daß die Anwesenden sich auf einen Rhythmus einschunkeln und einigen Themen applaudieren. Hier wird eine Show geliefert, Bewegung bewegt, kein politischer Diskurs geboten. Es ist quasi die Propaganda-Abteilung der Bewegung. All das wäre bloß ein Lärmen, würde diesen Protestmärschen nicht die Stufe zwo folgen. Das ist?
Wer in den Reihen der Agitatoren was zu sagen hat, wird bald klären müssen, welche ihrer Leute kompetent und befugt sind, die Bühne zu verlassen, um an den Konferenztisch zu gehen. Dort kann man konkrete Forderungen mit den politischen Mandataren verhandeln, kann Umsetzungsfragen erörtern, kann festlegen, wer nun was zu tun hat.
Der Agitator, dem sich der Bürgermeister auf der Bühne stellen sollte, leistet nichts Realpolitisches, er bestellt das Vorfeld. Der Bürgermeister wäre dort bloß Manövriermasse für die Agitation. Aber die Protestkundgebungen sollten geeignet sein, den Leuten, die an Konferenztische gehen, Legitimation und Rückhalt zu geben.
Wie oft hab ich inzwischen gefragt: Wer spricht denn da in wessen Namen? Welche Forderungen werden gestellt? Wie soll die Umsetzung konkret aussehen? Bisher bekam ich darauf nur Polemik und Geschwätz zu hören. Das hat sich neuerdings geändert.
Ein Anonymus, der sich Karl Lila nennt und mit Gleisdorf assoziiert, hat sich sehr detailliert und gut nachvollziehbar geäußert. Unser gehabter Dialog zeigt mir: da ist jemand beim Denken genau, hat Details im Blick, formuliert präzise.
Von Karl Lila kamen sechs Punkte, zu denen er betonte: „Ich spreche hier nur für mich persönlich, aber nachfolgend ein paar Anstöße von meiner Seite“.
I. Sofortige Rücknahme der Impfplicht
II. Aufklärung und Bereitstellung einer individuellen Risikoanalyse für Einzelpersonen.
III. Aufrechterhaltung der Maßnahmen in schützenswerten Bereichen (Lebensmittelhandel, Apotheken, uä.)
IV. Sofortige Aufhebung der 2 G Maßnahmen
V. Aufrechterhaltung der kostenlosen Impfungen für vulnerable Gruppen
VI. Aufarbeitung der desaströsen Corona Politik
So scheint mir, ein Anfang ist gemacht, während ich schon mitbekomme, daß ein paar exponierte Leute vom LKW-Anhänger herunter zum werten Publikum anders reden als sie es privat, in persönlicher Begegnung, tun. (Sowas nennt man Heuchelei.) Ich denke, die Proteste werden weiterlaufen. Aber nun kommt vielleicht komplementär in Gang, was nötig ist, damit die Märsche und die Unruhe Sinn ergeben. Ein Qualitätssprung. Der konkrete politische Diskurs über konkrete politische Fragen.
Hier noch ein Karl Lila-Zitat, das deutlich machen mag, da spricht jemand mit feinem Stil und genauen Überlegungen: „Es gibt keine Alternative zu den Demonstrationen, da die Regierung mit einer Brechstange agiert und es nunmal die Natur der Rechtssprechung ist, dass diese der Gesetzgebung hinterherhinkt. In einer derartig volatilen Umgebung mittels Zwang arbeiten zu wollen kann nur nach hinten los gehen. Man hat das Momentum verpasst und jegliches politisches Vertrauen fahrlässig verspielt. Ich spare mir jetzt die Aufzählung der Skandale die aktuell peu à peu an die Oberfläche kommen, aber das sich ein großer Teil der Bevölkerung nicht von dieser Regierung einen Impfstoff mit bedingter Marktzulassung aufoktroyieren lassen will kann auch den treuesten Impfbefürworter nicht ernsthaft verwundern.“