Da war nun viel Gezänk in allen unseren Gassen, im Internet und sonstwo. In Gleisdorf wird marschiert, spaziert, getrommelt und gepfiffen, gebrüllt. Was für eine prächtige Kontroverse! Ich habe das bisher in einer Serie von Gleisdorfer Betrachtungen begleitet. Diese Begrifflichkeit ist für unser Thema neuerdings zu eng gefaßt.
Was sich in der oststeirischen Kleinstadt dieser Tage umtut, zeigt inzwischen Flagge und hat bemerkenswerte Elemente. Da tummeln sich unter anderem auch Nationalromantiker, Identitäre, Putinisten und Trumpetten, allerhand vaterländische Kräfte, Wir-sind-das-Volk-Völkische, sogar Neofaschisten, Hitler-Nostalgiker sowieso, die ganze Breite einer pluralistischen Gesellschaft.
Was bei all dieses Gezänk, Marschieren, Trommeln und Pfeifen gegen die Fundamente der Republik scheppert, entfaltet einen erhöhten Diskussionsbedarf. Es geht mir hier um eine Gegenposition zu diesem leidenschaftlichen (ziemlich debattenfreien) Verkünden, in dem jede Gegenstimme der „Lüge“ bezichtigt wird, während publizistische Kräfte von einigen jener Leute bespuckt, bedroht und körperlich attackiert werden, die „Friede, Freiheit, keine Diktatur!“ skandieren.
Ich verstehe ja, wer gestern erst vom bequemen Sofa fiel und aus der persönlichen Komfortzone raus mußte, hatte noch nicht viel Zeit, sich sachkundig zu machen, was die Geschichte, Kultur und Identitäten Österreichs angeht. Da behilft man sich provisorisch mit endlosen Serien von Zitaten und mit gängigen Parolen, die von irgendwo zusammengeklaubt werden.
Solche Privatmythologien sind fraglos Kulturleistungen. Aber nun sollten wir uns langsam mit den Details auseinandersetzen. Also habe ich meine Notizen-Serie umbenannt. „Diskurs: Demokratie“ ist als Dokumentation und als Debattenbetrag gedacht. Das Motto: „Nennen Sie Ihre Gründe!“ (Und verraten Sie uns Ihre Quellen.)