Über den Grafiker Heinz Payer kam ich mit Eva Surma in Kontakt, schließlich über sie mit Jens Reuschel. Surma und Reuschel haben ein Radioprojekt laufen, das zum Teil zwei Kunstfiguren permanent aufeinanderknallen läßt. „Eine Feministin Leibnitz und ein Piefke in Triest“ ergeben „Anita und Gernot“, die sich in einem kleinen Schlachtfest laufend zerfleischen.
Das ist im Freien Radio Salzkammergut verankert. Surma und Reuschel arbeiten auch feuilletonistisch. Surma fragte mich, ob ich für eine Session dazukommen würde. Ein unwiderstehliches Angebot, denn Radiomachen ist für mich mit sehr lebhaften Erinnerungen verbunden. Das beruht auf speziellen Zusammenhängen.
Ich fand für mich schon früh heraus, daß ich Medien besser verstehe, wenn ich sie quasi von innen heraus erkunde. Tontechnik, Schallplattenaufnahmen, Foto und Schmalfilm, Steindruck, Siebdruck, Offsetdruck, Zeitungmachen, Büchermachen, Radio und Video, HTML und Websites bauen… Ich hab mich mit all dem praktisch befaßt. Medien sind für mich Magie.
So hab ich dann mit meiner v@n eine der ersten Netzkultur-Formationen Österreichs realisiert und bin in spannende Zusammenhänge hineingegangen. Das war kulturpolitisch sehr brisant. Erinnern Sie sich noch, wann in Österreich das Rundfunkmonopol fiel? 1993, als Österreich erst kurz am TCP/IP hing, also im „Internetzeitalter“ angekommen war. Damit änderte sich alles!
Plötzlich war nichtkommerzielles, kulturbezogenes Privatradio möglich, ohne gejagt zu werden. Damit hatte sich also die Option eines „Piratensenders“ erledigt. Das waren illegale Radiosender, die sehr mobil sein mußten, um nicht von der Behörde erfolgreich angepeilt und erwischt zu werden.
Ich rede – wie angedeutet – von den 1990er Jahren, als Internetzugänge zügig preiswerter wurden und die Preise für a) Speicherkapazität in privaten Rechnern sowie für b) Webspace in den Keller fuhren. Damit waren unter anderem die Wege für internetgestütztes Kulturradio geebnet. (Mitte der 1980er mußte man für eine externe Festplatte mit zehn Megabyte rund 20.000 Schilling ausgeben, in den Speicherbänken kostete jedes Megabyte rund tausend Schilling.)
Die technische Entwicklung und die folglich machbaren Formen von Telepräsenz und Teleworking wurden zu einem von mehreren Aspekten im Abbau des alten Denkmodells von Zentrum und Provinz, für das die Peripherie ihre Ressourcen an ein Zentrum liefern muß, um dessen Gedeihen voranzubringen.
Ein besonderes Ereignis im Rahmen solcher Entwicklungen war die Meko 99, genauer: die Medienkonferenz Linz 1999: „Kurskorrekturen zur Kultur- und Medienpolitik“ Sie wurde mit der „Linzer Erklärung 1999“ abgeschlossen. Siehe: [Link]
Im Austria-Forum finden Sie eine kleine Zusammenfassung dieser soziokulturellen Innovationen von damals: „Da gibt’s kein Dort“ (Über Veränderungen im Verhältnis von Zentrum und Provinz)
Nun also eine erste Radio-Session mit Eva Surma und Jens Reuschel im Freien Radio Salzkammergut. (Sieht so aus, als würden weitere Momente dieser Art folgen.)