Im Jänner 2021 schrieb Lidija Krienzer-Radojevic, Geschäftsführerin der IG Kultur Steiermark: „Wir brauchen dringend eine dynamische und progressive Kulturpolitik, die nicht nur rasch und effektiv Maßnahmen gegen die negativen Auswirkungen der Krise trifft, sondern auch alte politische Versäumnisse und verpasste Möglichkeiten bezüglich der Regelung der Arbeitsverhältnisse in diesem Sektor richtig stellt.“ [Quelle] Das sagt mir sehr zu.
Krienzer-Radojevic schließt daran eine Reihe von lesenswerten Argumenten, die ich gut nachvollziehen kann, die mit treffend erscheinen. Ich halte es für mehr als dringend, in derartigen Grundsatzpapieren zusammenzufassen, welche Schlüsse wir bezüglich Kulturpolitik aus den letzten Jahren gezogen haben. Und dann geht/ginge es zu den Umsetzungsfragen, zu strategischen Erwägungen.
Im April 2021 schrieb Cornelia Waltl über „Eine Kulturarbeit am Land“. Das Thema liegt mir besonders, denn abseits des landeszentrums haben wir stellenweise etwas verworrene Verhältnisse. Bei Waltl heißt es: „Damit Programm-Entwürfe wie diese nicht nur leere Worthülsen bleiben, bedarf es der gemeinsamen Anstrengung aller Akteure, sowohl der Kreativen wie auch der Fördergeber.“ Interessant! Und was heißt es in der Praxis? [Quelle]
Ich lese ferner: „Kulturpolitik sollte Kulturschaffende zur Kulturvermittlung ermutigen, zu Kooperationen anregen und vor allem eines tun – Neues zulassen. PolitikerInnen müssen auf allen Ebenen dazu gewonnen werden, und sich mit Kunst und Kultur ernsthaft auseinandersetzen.“ D’accord! Dazu frage ich mich aber: sind wir nun
– a) in die 1980er zurückgerutscht und ich hab es nicht bemerkt oder muß das
– b) immer wieder neu entworfen und verhandelt werden?
Darüber habe ich im Moment keine Klarheit. Prinzipiell sollte das, was Waltl über „Eine Kulturarbeit am Land“ schreibt, schon gesichertes Wissen sein, zu dem es einen ausreichend breiten Konsens gibt. Aktuelles Beispiel: Christoph Stark ist Bürgermeister von Gleisdorf, Nationalrat und hochrangiger Funktionär der hiesigen LEADER-Region. Er schrieb gestern (am 11.6.21) auf Facebook:
„Die Energieregion Weiz-Gleisdorf hat sich zum Ziel gesetzt, die Region nachhaltig zu entwickeln. Dazu gehört, das eigene Tun ständig zu hinterfragen. Dazu passte heute bei der Generalversammlung der künstlerische Impuls: Die einzigartige Elfi Scharf und ihre Puppen sorgen für Schmunzeln, aber auch für gute Gedanken für die Zukunft. Danke für dieses heiß ersehnte Stück Kunst&Kultur!“
Das korrespondiert inhaltlich auf jeden Fall mit den zwei oben zitierten Texten. Außerdem gehört Stark zu jenen vier Bürgermeistern, die meine konkreten Kooperationspartner in einem aktuellen LEADER Kulturprojekt sind: „Wegmarken“.
Ich sollte also davon ausgehen, daß eine Reihe kulturpolitischer Grundsätze als etabliert gelten. Allerdings haben die letzten zehn Jahre zu deutlichen Erosionen im steirischen Kulturbetrieb geführt (Lehman Bros. und wie weltweiten Folgen!) Es ist also durchaus nötig, aktuell zu überprüfen, welche kulturpolitischen Grundsätze derzeit als verbindlich angesehen werden; und zwar jeweils bei a) Politik, b) Verwaltung und c) beim Kulturvölkchen.
Das sind verschiedene Kontinente mit unterschiedlichen Kulturen, Codes und Wertesystemen. Das heißt, hier wird stellenweise auch Übersetzungsarbeit nötig sein. Siehe dazu etwa: „Krusches Kontinentaltheorie“!
— [Problemzone] —
„Die Energieregion Weiz-Gleisdorf ist ein Zusammenschluss von 12 Gemeinden entlang der oststeirischen Achse Weiz-Gleisdorf: Albersdorf-Prebuch | Gleisdorf | Gutenberg-Stenzengreith | Hofstätten an der Raab | Ludersdorf-Wilfersdorf | Mitterdorf an der Raab | Mortantsch | Naas | Puch bei Weiz | St. Ruprecht an der Raab | Thannhausen | Weiz“ [Quelle]