Was wurde aus dem Bottom up-Prinzip? Haben Politik und Verwaltung in der Steiermark an manchen Stellen die Tendenz, gefügige Leute zu fördern und kritische Geister an den Rand zu schieben oder sogar zu demontieren? Kann sein, was nicht sein darf und was etwa jenen EU-Kriterien widerspräche, die Bedingungen für einschlägige EU-Budgets sind? Schauen wir amal, dann sehn wir schon.
Am 8. Februar 2007 habe ich im Gleisdorfer Forum Kloster eine erhebliche Verdichtung an steirischer Spitzenpolitik und an leitendem Personal der Verwaltung erlebt. Es ging um Informationen zum Projekt „Regionext“, ferner um Möglichkeiten, Strategien und Ressourcen bezüglich der Regionalentwicklung sowie der Bürgerbeteiligung.
Das war bloß ein Auftakt, um das Thema „Bottom up-Prinzip“ bekannt zum machen und zu etablieren; daß also innovative Entwicklung an der zivilgesellschaftlichen Basis ansetzen möge, von unten her kommen solle. Das stand im Kontrast zu einer Tradition, die in einem Bonmot so zusammengefaßt ist: „In Österreich kommen Reformen seit Joseph II. von oben, nicht von unten“.
Siehe dazu den Wikiped-Eintrag zum Thema Josephinismus! Was damit gemeint ist? „Die von Joseph II. unter dem Leitsatz ‚Alles für das Volk; nichts durch das Volk‘ ins Werk gesetzten Reformen sind als eine ‚Revolution von oben‘ zu begreifen.“
Josephinismus 2.0
Lassen Sie uns überprüfen, ob wir derzeit in der Steiermark zu einer Art Josephinismus 2.0 tendieren. Bald nach dem Start von „Regionext“ erlebte ich zahlreiche Treffen im Rahmen des Programmes „Lokale Agenda 21“. Auch hier wurde „Bürgerbeteiligung“ stark betont. „Als Lokale Agenda 21wird ein Handlungsprogramm bezeichnet, das eine Gemeinde oder Region in Richtung Nachhaltigkeit entwickeln soll.“
Ende 2009 stand dann genau dabei auch schon zur Debatte: „Das künstlerische Potential einer Region soll auch in einen Austausch mit internationalen künstlerischen Positionen treten.“ Das ist übrigens ein Zitat aus den „Richtlinien zur Förderung von Maßnahmen im Rahmen des Aktionsprogramm Achse 4 LEADER über kulturelle Förderungen im ländlichen Raum von 2007 – 2013 durch die Europäische Union und vom Land Steiermark – Kultur“.
Dieses Thema lag mir naturgemäß. Ich schlug etwa bei einem Agenda 21-Treffen in Hofstätten vor, folgende vier Genres herauszustreichen und in Wechselwirkung zu bringen: 1) Alltagskultur, 2) Voluntary Arts (Hobby-Kräfte), 3) Kunsthandwerk und 4) Gegenwartskunst. [Quelle: Doku-Page]
Im Jahr 2009 hatten wir schon ein Vorläuferprojekt auf der Schiene, 2010 verhandelten wir mit relevanten Personen aus Politik und Verwaltung, unter anderem mit dem Gleisdorfer Bürgermeister und heutigen Nationalratsabgeordneten Christoph Stark.
Beim Land Steiermark waren für LEADER Gerald Gigler und für Kultur Sandra Kocuvan zuständig, mit denen wir arbeiteten. Auf einer der beiden Doku-Pages finden Sie auch den damaligen Weizer Bürgermeister Helmut Kienreich, LEADER-Managerin Iris Absenger sowieso. Ich hatte längst davor bei der „Konferenz der Provinz“ meine Lektion gelernt: Finde raus, wer formal zuständig ist und verhandle mit dem Boss.
Dazu ein bemerkenswertes Zitat aus jenen Tagen: „Der gesamte LEADER-Prozeß handelt — wie auch die lokalen Agenda 21 — davon, in unserem Lebensraum auszuloten, wie sich ‚bottom up‘ und ‚top down‘ praktisch zu einander verhalten sollen/können, um den aktuellen Aufgabenstellungen der Kommunen gewachsen zu sein. (Bei den Agenda 21 wird offen und nach außen gerichtet von „Bürgerbeteiligung“ gesprochen. Bei LEADER höre ich diesen Begriff eher nicht.)“
[Doku-Page #1] [Doku-Page #2]
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