ich hab immer zu viel zeugs, muß daher ständig was aussortieren, wegtragen, hauptsächlich altpapier. dabei nun das weekend-heft vom märz 2021. auf dem cover: „das große ranking: die top 555 steirer“.
ich bin ganz gerührt, denn numero uno ist anästhesistin natalija cokic, die cousine unserer kuratorin mirjana peitler-selakov. (eine menge tüchtiger leute in diesem clan!) dieser platz eins wird laien wenig sagen, aber anästhesie ist eine extrem wichtige disziplin, wo es unter anderem um das überleben von corona-kranken auf einer intesivstation geht.
nein, das hat mit volkskultur nichts zu tun, leitet aber über zu platz zwei und platz drei: landeshauptmann hermann schützenhöfer und „volks-rock & roller“ andreas gabalier. laut jury also „die mächtigsten, sympathischsten und einflußreichsten steirerinnen“. (okay! die selakov-cousine cokic ist – überraschung! – serbin.)
die kriterien der jury fallen offenbar ins genre „trübe kategorien“ und dienen vor allem den public relations. (pr verkleidet sich als journalismus.) aber das paßt für den einstieg bestens zum thema. die vita von „schützi“ nennt unter anderem: „2010 – 2015 erster lh-stv. zuständig für gemeinden, personal, tourismus und volkskultur, seit 2015 landeshauptmann der steiermark“, er ist also oberster politischer patron der steirischen volkskultur.
und gabalier hat eigentlich überhaupt nichts mit volkskultur zu tun. er ist das massentaugliche produkt einer unterhaltungsindustrie, welche die genres volkskultur und rock & roll bewirtschaftet. das heißt, sie vermarktet ein konglomerat von versatzstücken und code-elementen dieser genres.
außerdem wissen wir seit einigen a capella-gesangsproben von gabalier, daß der mann irgendwie nicht singen kann und als musiker völlig bedeutungslos ist, sobald man ihm seine ganze firmen-crew sowie die werbemaschinerie wegnimmt. und die volkskultur?
dieser begriff ist mit sehr interessanten optionen belegt, eigenet sich sozial, kulturell, politisch und ökonomisch dazu, von leuten gekapert und benutzt zu werden. ich staune seit jahren, daß dieses thema am wenigstens in einem ethnologisch und soziokulturell unanfechtbaren sinn gespielt wird. das lohnt die nähere betrachtung, will unter dem titel volkskultur erhebliche geldsummen bewegt werden. (facebook-notiz vom 15.5.21, origami ninja association)