wenn es um KULTURPOLITIK geht, ist oft eine genauigkeit nötig, die ich weder im alltagsdiskurs brauche, noch in meiner freizeit benötige, um das zu leben, was mir vergnügen bereitet. im TUN fühle ich mich nicht auf klare kategorien angewiesen, auf präzise unterscheidbarkeit. da mache ich einfach…
wenn man aber gute gründe hat, um auf die metabene zu gehen, ist es unverzichtbar, die begriffe zu überprüfen: was genau wird damit bezeichnet? gibt es informelle hierarchien? das kann in vielen beruflichen bereichen wichtig sein. das ist auf jeden fall in der kulturpolitik unverzichtbar weshalb?
das kulturpolitische personal setzt gelder ein, die wir alle dem staat zur verfügung gestellt haben, um bestimmte aufgaben erfüllt zu sehen. in einer res publica müssen daher a) die kriterien und b) die zielsetzungen der budgetverwendung transparent und nachvollziehbar sein.
damit bin ich jetzt ohnehin bei ein paar grundlegenden fragen, die ALLE kunstbereiche betreffen. und woher kommen kriterien? was die qualität von werken angeht, die dann jemand nach kategorien ordnen möchte, ist das verfahren seit der antike eingespiel: durch vergleichen und beschreiben.
das kann übrigens jeder mensch tun: ein werk beschreiben, mit anderen werken vergleichen und daraus schlüsse ziehen, wie man das werk einstufen möchte, falls man gute gründe zur bewertung hat. der ausgangspunkt ist immer die ästhetik, altgriechisch: aisthesis = wahrnehmung.
ich hab zum thema volkskultur drei wesentlichen kategorien erwähnt:
a) ein sozialer und sozialgeschichtlichen zusammenhang
b) ein künstlerisches genre
c) ein vermarktbares produkt der unterhaltungsindustrie
einige volkskultur-genres haben heute noch facetten des ursprünglichen: man folgt den eigenen kulturellen bedürfnissen, macht es so, wie es einem gelingt und gefällt. man schert sich nicht um zurufe von außen oder von oben, braucht auch kein fachdiskurse. man lebt es einfach, kommt meist auch ohne besondere organisation aus.
menschen finden im gemeinsamen interesse zusammen und tun einfach, wonach ihnen ist. sie folgen dabei selbstgewählten regeln. das entspräche meiner vorstellung von volkskultur in einem sozialen und sozialgeschichtlichen zusammenhang. zwei konkrete beispiele:
1) klein- und flurdenkmäler, also diverse wegkreuze, bildstöcke, hauskapellen etc. die werden immer noch auf solche art errichtet bzw. gepflegt. menschen tun das mit ihren vorhandenen ästhetischen und finanziellen mitteln, brauchen dazu keine belehrungen seitens der ethnologie oder vom denkmalamt.
2) kulturell höchst unterschätzt: volkskultur in der technischen welt. zum beispiel sammler und schrauber, die alte maschinen, apparate oder alte fahrzeuge restaurieren, erhalten. das ist ein äußerst komplexes thema, für das versierten laien vielfach auch wissensarchäologie betreiben. so werden kulturgüter erhalten, die anderfalls verloren gingen, weil es kaum institutionen oder staatliche einrichtungen gibt, die das abdecken. (facebook-notiz vom 30.5.21, origami ninja association)