volkskultur IV

unter dem titel volkskultur wird immer noch sehr viel geld bewegt und prestige verwaltet. ich hätte angenommen, daß ich in der steirischen kulturpolitik eine klare tendenz zu validen begriffen und einer redlichen arbeit an den themen finden kann. da bin ich heute aber nicht mehr sicher.

das blatt vom 1. mai 1939 deutet schon an, wohin von den nazi ideologisch gezielt wurde.

andrerseits finde ich auch in meinem milieu keine allzu klaren haltungen bezüglich des themas und des begriffs. die polemik regiert. das könnte mir egal sein. da ich aber der überzeugung anhänge, daß zwischen 2015 und 2019 eine kulturpolitische ära geendet hat, 2020 die corona-pandemie der ohnehin fälligen transition schärfere kontraste verpaßt hat, ist für mich gewiß, daß die verknappung der ressourcen im kulturbereich fortschreiten wird. sprunghaft!

daraus folgt zwingend: das wettrennen um ressourcen wird unter uns noch härter, als es derzeit schon ist. dabei spielt die kofinanzierung von kulturprojekten aus öffentlicher hand eine wichtige rolle. da zählen themen, begriffe, widmungen. also interessiert es mich, wer unter welchem titel welche budgets abholt und wofür die eingesetzt werden.

ich befassen mich seit jahren mit den zusammenhängen zwischen volkskultur, popkultur und gegenwartskunst. ich hab hier schon ausgeführt, daß ich diesen begriff im zusammenhang mit drei wesentlichen kategorien sehe:
a) ein sozialer und sozialgeschichtlichen zusammenhang
b) ein künstlerisches genre
c) ein vermarktbares produkt der unterhaltungsindustrie

dabei fasziniert mich, was umberto eco eine „schönheit des vulgären“ nannte, die wir genießen könnten, ohne uns dabei im selbstverständnis unangenehm zu fühlen. eco meinte: „wir europäer sind nicht in der lage, die konsumgesellschaft gleichzeitig zu lieben und zu kritisieren.“ na, schauen wir mal, dann sehn wir schon… (facebook-notiz vom 29.5.21, origami ninja association)

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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