Ich habe mir am Wochenende eine Debatte angehört, in der exponierte Personen des Grazer Kulturbetriebs Jahresrückschau halten. Graz also, die Steiermark nicht vertreten, obwohl das in Telepräsenz kein Problem wäre. (Das alte Denkmodell „Zentrum / Provinz“ haben wir aus dem 19. Jahrhundert.)
Fraglos erfahrene Leute. Doch dies etwas langatmige Reden hatte leider kaum mehr zu bieten, als eine private Salonplauderei. Wie hungrig wäre ich nach irgendeiner Anregung gewesen. So nach dem Motto: „Sagen Sie mir doch etwas, das ich noch nicht weiß!“
Gut, vertraute Stimmen, vertraute Töne, die vertraute Wohligkeit, sich selbst – ganz zurecht – für relevant zu halten. Fast wäre ich dösend vom Sofa gefallen. Ich lasse die Quelle dieser Salonplauderei unerwähnt, weil ich
a) keine Lust habe, Personen vorzuführen, hinzuhängen, und weil ich
b) überzeugt bin: das ist alles so steirisch, so vertraut, da hätten auch andere Leute sitzen können, ganz egal.
Gut. Und nun? Ich bin mir dabei meiner selbst nicht sicher: habe ich noch die Kraft, mit wesentlichen Dingen von vorne zu beginnen? Bin ich nach wie vor fähig, mich dem zuzuwenden, was derzeit noch nicht gedacht werden kann?
Käme ich zum Schluß, es gelänge mir bloß noch, mich als zerschrammter Veteran auf den Sofas eines soziokulturellen Kameradschaftsbundes zurechtzusetzen, müßte ich mich von einer Brücke stürzen.
Pardon, Leute, aber halbwegs geistreiches Gesäusel zum vergangenen Jahr, zum Stand der Dinge, das reicht mir nicht. Das brauche ich nicht. Darin liegt einer der Gründe, warum ich mich mit Musiker Oliver Mally zur Origami Ninja Association zusammengeschlossen hab.
Wir müssen emotional überleben. Wir müssen ökonomisch überleben. Wir müssen vielleicht endlich wieder ratlos werden, um uns dem energisch anzunähern, das augenblicklich noch nicht gedacht werden kann. Wie man das alles nun unter einen Hut bringt? Fragt mich später! Wir arbeiten dran!
+) Origami Ninja Association
+) Für eine nächste Kulturpolitik