Jahre und Zahlenspiele VII

Stromlinie und Vollstrom

Die neue Linie machte Tempo. Die Allgemeine Automobil Zeitung berichtetet in der März-Ausgabe von 1934: „Bei der Durchbildung seiner einsitzigen Leichtmetallkarosserie in Stromlinienform war man auf äußerste Verringerung des Luftwiderstandes bedacht.“ In dieser Hülle steckt ein Achtzylinder-Reihenmotor mit über drei Liter Hubraum und Kompressor.

Der W 125 mit Stromlinienhülle

Bei mir steht in der Vitrine ein Folgemodell, der 1937er Mercedes-Benz W 125, als Miniatur in 1:43. (Man beachte die großen Belüftungsgitter für die mächtigen Bremstrommeln links und rechts des Kühlergrills!) Damit war die Silberpfeil-Ära begründet. Zu diesem Kapitel gehört freilich auch ein anderes Geschoß, das in der gleichen Ausgabe gezeigt wurde: „Der Porsche-Heckmotor-Rennwagen mit Hans v. Stuck am Steuer.“

Das ist der Mercedes-Benz W 25 mit anfangs 354 PS. Die internationale Rennformel gab damals 750 Kilo Gewicht vor, genauer: das Gewicht des Wagens ohne Fahrer, Kraftstoff, Öl, Wasser und Reifen durfte 750 Kilo nicht überschreiten.

Der Monoposto W 125

„Hans v. Stuck verbesserte mit dem P-Wagen nicht weniger als drei Weltrekorde, die unter offizieller Kontrolle geschaffen wurden und demgemäß auch wohl als Weltbestleistungen anerkannt werden. Mit einem Stundenmittel von 216.875 km fuhr Hans v. Stuck 100 englische Meilen in 44:31’4…“

Porsches Auto Union P-Wagen

Das war noch ein „Projektwagen“, bei dem das P für Porsche stand. Aus diesem Projekt gingen schließlich die erfolgreichen Mittelmotor-Wagen der Auto Union hervor: Typ A (1934) bis Typ D (1939). Die Jahreszahlen machen deutlich: da investierte das Nazi-Regime schon erheblich in eine prestigeträchtige Sportart. (Youtube bietet einige Videos mit dem beeindruckenden Auto Union Typ C und seinem V 16-Motor.)

Zum Vergelich: Auto Union Typ C Vollstrom (oben) und Basismodell (Foto: Auge=mit, CC BY-SA 4.0)

Um die Windschlüpfrigkeit noch zu erhöhen, wurden manche Fahrzeuge mit sogenannten Vollstromkarosserien verkleidet. Diese Fahrzeuge waren freilich für Windstöße sehr anfällig. So kam Bernd Rosemeyer 1938 auf einem gesperrten Autobahnabschnitt ums Leben. Eine Windböe hatte den Wagen außer Kontrolle gebracht.

Rosemeyer, übrigens Mitglied der SS und dem Regime stets für Propagandazwecke dienlich, hatte davor, am 25. Oktober 1937, als erster Mensch die 400-km/h-Schwelle auf einer normalen Autostraße durchbrochen; in einem der schon erwähnten Auto-Union-Stromlinienwagen Typ C. [Vorlauf] [Fortsetzung]

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Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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