Musiker Oliver Mally hat – naheliegend – eine erhebliche Musiksammlung an der Hand, ein Stück des Universums, in dem er zu Hause ist. Dazu gehören aber noch ganz andere Abteilungen. Er ist ein kontinuierlich und leidenschaftlich Lesender, lebt also umgeben von Büchern. Schließlich aber ist er ein Cineast, mit dem ich mich vorzüglich über Filme quer durch alle Genres unterhalten kann.
Falls Sie neugierig geworden sind, sehen Sie sich in seinem Blog um. Sie werden womöglich einige Schnittpunkte entdecken und auf jeden Fall Anregungen finden: (Link) Dadurch kommen Sie einem interessanten Detail an Mallys Arbeit auf die Spur.
Er ist ja nicht der Typ, der sich bemüht, klassische Blues-Hadern möglichst „authentisch“ nachzuspielen. Kann man machen. Kein Einwand; wenn es Klasse hat. Nein, Mally ist in einer Welt der Wahrnehmung zu Hause, aus der der Blues kam, aber auch sonst vieles von kulturellem Belang.
Ich sag es aus meiner Sicht: „Blues als Lebensgefühl“ wäre da zu plakativ und bliebe noch zu weit an der Oberfläche. Es geht eher um ein konkretes Leben, das sich dann in solchen Farben, Geschmäckern, Sätzen und Klängen äußert.
Was den Unterschied macht? Mally geht seinen Obsessionen nach, indem er für eine simple Tatsache wach bleibt: Muddy Waters, John Lee Hooker, James Baldwin, Toni Morrison, das sind Bezugspunkte, aber das sind auch völlig andere Existenzen gewesen, die unter Bedingungen stattfanden, wie wir sie nicht kennen.
Was deren Kraft und deren Tonfall bildet, aus den Tiefen jener Existenzen geschöpft, ist zwangsläufig etwas ganz anderes als Mallys Leben und Arbeit. Aber es gibt dieser Arbeit und seinem Leben ein vitales Koordinatensystem. Es schafft den größeren Rahmen für ein sehr konkretes wie vielschichtiges kulturelles Phänomen, in das man überall auf der Welt eintreten kann.
Denken Sie zum Beispiel an Ali Farka Touré in Mali. Dort ist nicht das Mississippi-Delta. In Wagna in der Südsteiermark auch nicht. Kultur macht Erfahrungsräume auf. Dadurch fallen Grenzen auf vielfältige Art. Und selbst der Dorfdepp versteht, daß Musik einen Kommunikationsraum ergibt, in dem auch Widersprüchliches seinen Platz hat, ohne sich gegenseitig auszuschließen.
Durch solche Zugänge können wir auf jeden Fall über die Reichweite des eigenen Blickes hinauskommen; falls man das möchte und sich nicht hinterm Ofen verschanzen muß. Aber was wollte ich nun sagen? Naja, paßt eh…
+) Groove