Wenn ich merke, daß die Vorgänge in meinem Kopf sich verlangsamen, ist eine bewährte Reaktion darauf, meine bevorzugten Mantras zu sortieren. Das Sortieren hat für mich generell einigen Reiz, was aber nicht zwingend zu einer bestimmten Ordnung führt.
Das Ordnen und die Ordnung sehe ich als zwei ganz verschiedene Angelegenheiten. Um es rundheraus zu sagen, das Sortieren ist mir eine Technik, um ein Thema zu erschließen. Die Ordnung ist mir nur dann erträglich, wenn sie dynamisch sein darf.
Wer sich gelegentlich bei meinen Texten umgesehen hat, kennt solche Mantras schon:
+) Wir denken in Worten, Bildern und Emotionen.
+) Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft.
+) Menschen. Haben. Interessen.
Das sind nur einige der Formulierungen, auf die ich mich immer wieder angewiesen fühle, um Themen darzulegen. Dazu habe ich überdies einige Lieblingsrepliken, die ich in laufenden Debatten brauche. Zum Beispiel:
+) Dazu fällt mir nichts ein!
+) Überlassen wir die Wahrheit den Theologen.
Ich finde Theologie übrigens unverzichtbar und sehr anregend. Mein Vorschlag meint vor allem: Ich möchte, daß wir unsere Aussagen derzeit ein wenig tiefer hängen. Vor einigen Tagen war hier schon an das alte Philosophische Prinzip zu erinnern: Auch der Andere könnte recht haben.
Mit dem rechthaben und allerhand Überzeugungstönen zu Fragen der Corona-Pandemie ging es heuer heftig rund. Ich halte mich für sehr belesen, daher für leseerfahren, also geübt, Texte zu entschlüsseln.
Ich hab überdies genug Zeit dafür übrig, mich größeren Beständen an Quellen zu widmen, denn das gehört zu meinem Beruf. Doch ich traue mir vorerst nur recht wenige Aussagen über diese Pandemie zu, Behauptungen, die ich für gesichert halte.
Außerdem scheint mir, daß die etablierte Wissenschaft noch länger gut zu tun hat, eine Flut von fundierten Annahmen und eingehenden Informationen zu sortieren, zu deuten, vorläufige Schlüsse daraus zu ziehen. In diesem Teil des Chors kann ich mangels Sachkenntnis nicht mitmischen.
Wissenschaft bedeutet vor allem auch, daß man zu falsifizieren versucht, was man zu wissen meint. Man muß Fehler hervorbringen, um Wissen zu generieren. Ich staune entsprechend, wie auffallend viele Leute aus meiner nächsten Umgebung das aber tun: im Chor mitmischen.
Sind die so viel schlauer als ich? Lesen und diskutieren sie mehr? Vermutlich! Andrerseits, ich kenn das doch seit wenigstens vierzig Jahren aus der Wissens- und Kulturarbeit. Alle haben von Kunst und Kultur eine Ahnung.
Fast alle haben dazu was zu sagen. Mindestens 70 Prozent davon tun es auch, hauen ihre Ansichten raus; selbst wenn diese erkennbar unausgegoren bis hanebüchen sind. Tja! Menschen. Haben. Interessen. Die vertreten sie. Koste es, was da komme…
+) Next Concept Vertigo (Projekt)