Wir waren heuer alle in eine merkwürdige Verfassung des Schwebens geraten, in einen Fluß des Ungewissen. So viel an Unwägbarkeiten. Dazu ein Flimmern von Belastungen aller Art. Egal, welches Lebenskonzept jemand bevorzugt, die Pandemie hat in jeden Winkel unserer Existenzen hineingeschlagen.
Ich staune nach all den Monaten immer noch, welches Tosen an hinausgehauenen Meinungen unser Gemeinwesen vibrieren läßt, dabei lassen die erst kurze Zeitspanne und die Komplexität des Pandemie-Geschehens für den Alltag eigentlich nur wenige schlüssige Mitteilungen zu.
Dröhnende Besserwisserei verzahnt sich mit Gezänk und Grobheiten aller Art. Wer auch nur halbwegs seine intellektuelle Selbstachtung bewahren möchte, kann an einem Gros der mediengestützten Heftigkeiten einfach nicht teilnehmen.
Wozu auch? Erkenntnisgewinn ist derzeit nur langsam zu schaffen. Derweil muß unser Alltag gelingen. Das bedeutet eigentlich: viel Selbstverantwortung, die sich auf wenig gesichertes Wissen stützt.
In meinem näheren Umfeld hat sich etwas bewährt, das möchte ich „Umschau nach den Positionslichtern der anderen“ nennen. Ein Stück Achtsamkeit. Wir belehren einander nicht. Wir erzählen uns von Befindlichkeiten. Und wer es gerade schafft, ermutigt andere.
Cartoonistin Kerstin Feirer rief mich am Tag vor dem Weihnachtsabend an, ich möge im Geschäft vorbeischauen. Da waren wir dann, zu meiner Überraschung, eine kleine Runde. Der Laden und die Passage im Zentrum Gleisdorfs bieten genug Raum für so einen Umgang miteinander. Gekühlte Drinks.
Ich bestaunte erst einmal die Verschiedenheit der Masken, dann die unterschiedlichen Trink-Stile. Oberhalb oder unterhalb der Maske seinen Schluck nehmen, die Maske wie eine Tür aufklappen und vom Ohr baumeln lassen, es gibt noch ein paar weitere Optionen, Nuancen der Maskenverschiebung.
Wir waren uns einig, den laufenden Kulturbetrieb sehr zu vermissen. Niemand war ohne Ideen und Pläne. Reichlich Tatendrang. Übrigens: Die Kunst schweigt nie!
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