Kulturförderung
Was investiert die steirische Bevölkerung in ihr kulturelles Leben? Der Begriff Förderung erscheint mir etwas antiquiert, unangebracht, denn vieles davon ist eine Kofinanzierung.
Damit meine ich, der Staat bringt in gemeinsame Kulturvorhaben zum Beispiel seine Geldmittel als Ressourcen ein. Kultur- und Kunstschaffende bringen ihre Kompetenzen und andere Ressourcen ein.
Eine Kooperation mit Kofinanzierungen. Was darf diese Investition in das geistige und kulturelle Leben des Landes kosten? Für 2018 haben wir schon konkrete Zahlen auf dem Tisch, an denen sich offenkundig bis 2020 essentiell nichts geändert hat.
Der Standard titelte: „58 Millionen für die steirische Kultur“ (Landesrat Buchmann verteidigt Budget, kündigt aber Novellierung im Fördergesetz an), allerdings schon am 24. Februar 2016. Das blieb so. (Quelle)
Ein paar Jahre später ist bezüglich des 2019er Kulturbudgets der Steiermark immer noch von einem Gesamtförderbudget in der Höhe von 57,7 Millionen Euro die Rede. (Quelle: Kultur International, Ein Aktionsfeld zur Stärkung der steirischen Kunst- und Kulturszene durch internationale Vernetzung)
Bei der Verteilung der Bereichs- bzw. Globalbudgets lautet die steirische Gesamtsumme für 2019: 5.818,0 Mio. Euro. (Quelle: Landesbudgets Steiermark, Band II), also rund 5,8 Milliarden Euro. Das schrieb auch Die Presse: „Für 2019 sind rund 5,87 Milliarden Euro an Ausgaben vorgesehen…“ (Quelle)
Wenn 5.818 Millionen Euro 100 Prozent des Budgets sind, dann ist ein Prozent davon 58 Millionen. Richtig? Das wären also insgesamt bloß EIN Prozent des Landesbudgets für Kultur. (Gut, in der Praxis kommt immer noch ein bißl was dazu. Fragt sich aber stets: wohin?)
Ein Kulturbudget von € 58 Millionen
Was ist das für eine Dimension? Der ORF berichtete am 7. Mai 2020, also noch im Lockdown: „Der Verkauf der Anteile an der Hypo Steiermark sei ein positiver Einmaleffekt gewesen, der mit 52 Millionen Euro zu Buche geschlagen habe,…“ (Quelle) So eine Dimension ist das.
Für das Jahr 2018 liegen inzwischen folgende Zahlen vor. Der offizielle Kulturförderungsbericht des Landes Steiermark nennt für Landes-Kultureinrichtungen € 47.812.690,36. Allgemeine Kunst- & Kultur-Förderungen erhielten € 10.403.898,90. Die Volkskultur bekam € 3.149.993,34. Für Landeskulturpreise wurden € 371.007,39 aufgewandt.
Erstens ist die Summe eigentlich – wie zu zeugen war – nicht erwähnenswert. Solche Zuwächse gegenüber einem Voranschlag sind seit Jahren üblich. Zweitens: was heißt Unterstützung?
Das macht eine gesamte 2018er Fördersumme in der Höhe von € 61.737.589,99. Dabei bekam Graz 76,8% der verfügbaren Mittel, für die Steiermark (ohne Graz) blieben 23,20%.
Fazit: im Jahr 2018 wurden aus den veranschlagten 58 Millionen für die steirische Kultur praktisch 61,7 Millionen. Ich erwähne das, weil sich kürzlich zwei steirische Landespolitiker den Kameras zuwandten und vermeldeten, es gäbe nun „Weiter 1,14 Millionen Unterstützung für die steirische Kunst und Kultur“.
Eine Bevölkerung investiert in ihr geistiges Leben und bezahlt dafür Profis. So machen wir es ja auch mit Sicherheitskräften, medizinischem Personal, den Lehrenden von Volksschule bis Universität, den Verwaltungskräften etc. Die werden nicht „unterstützt“, sondern für ihre Arbeit bezahlt. (Die Grafiken in diesem Beitrag stammen allesamt vom Land Steiermark.)
— [Stadt-Land] —