Das Aprilfestival (Wie etwas begann)
Das Aprilfestival wurzelt in der langjährigen Arbeit von Kunst Ost. Dabei waren zwei Kunstveranstaltungen (2008 und 2009) wegweisend, die bewußt dezentral angelegt wurden, um den Bezirk zu durchlaufen.
Sie waren Teil eines „Dreisprungs“ und basierten auf den laufenden Plenartreffen der Basis Kulturschaffender in der Region.
+) 2008: pomale
+) 2009: auf.draht
Dieses Prinzip des Dezentralen wurde damals auch auf lokaler Ebene erprobt. Es ging darum, näher an die Menschen heranzukommen, dabei „Die Außenhaut der Innenstadt“ zu bespielen.
Ein Ansatz, der in Europas Kunstgeschichte übrigens zu damals gut 100 Jahre alt war und den der ursprüngliche Projekteträger von Kunst Ost, nämlich kultur.at, in den Jahren davor schon geübt hatte. Siehe dazu:
+) 2009: Gleisdorf: ein L für die Kunst
+) Der Kontext
Vom Dreisprung in die Kontinuität
Auf diesem Weg hab ich dem laufenden Arbeitsjahr jeweils zwei Halbjahres-Schwerpunkte gegeben, um regionale Leute einzubinden, aber zugleich den Horizont weit offen zu halten:
+) Erstes Halbjahr: Schwerpunkt regionale Kräfte der Kunst, als Aprilfestival, denn dieses Zeitfenster hatte sich bewährt.
+) Zweites Halbjahr: Schwerpunkt internationale Kräfte, das fortlaufende Kunstsymposion von Kultur.at & Kunst Ost, wie es aus der ersten Zusammenarbeit mit dem Festival „steirischer herbst“ hergeleitet wurde.
Wir hatten das 2007 entwickelt, schließlich im Jahr 2008 für „next code: love“ Künstlerinnen und Künstler aus Österreich, Serbien und der Türkei nach Gleisdorf geholt. Das war schon hinsichtlich 2014 angelegt, wofür der Rückblick auf 1914 und den Ersten Weltkrieg anstand. (Ich hab stets eine längerfristige Themenentwicklung bevorzugt.)
Mir war noch nie untergekommen, daß eine kontrastreiche Community auf Anhieb zu einer großen Kooperation zusammenfindet. Deshalb entwarf ich den eingangs erwähnten „Dreisprung“, über den unser Zusammenfinden für den längerfristigen Prozeß gelingen sollte.
Zitat: „Die ‚1 von 3‘ geht aus der Zusammenarbeit mit dem Festival ‚steirischer herbst‘ und der Gemeinde Gleisdorf hervor, zieht einen Bogen nach Weiz, wo am Freitag, dem 9. November, ‚next code: flow‘ eröffnet wird.“ [Quelle]
Damit hatte ich verdeutlicht, daß unser Engagement auf keinen Fall zentralisiert werden, sondern sich in die Region entfalten sollte, wozu ich später auch das Element der Location Crew eingeführt habe: lokal autonome Formationen, die mit dem Festival kooperieren, aber in sich völlig selbstbestimmt agieren.
Das konzeptionelle Fundament
Im Jahr 2009 konnte ich rückblickend notieren: „Das Experiment kunst O.ST hat sich erheblich verändert. Es rundet sich das erste große Vorhaben, welches sich ein Plenum aus dem Jahr 2007 vorgenommen hatte, nämlich in einem ‚Dreisprung‘ praktische Erfahrungen zu sammeln, wie eine ‚Basisbewegung‘ künstlerisch gemeinsam in der Region auftreten könnte. Das erste Plenartreffen fand im Frühjahr 2007 statt.“ [Quelle]
Ich denke, dieses prozeßhafte Arbeiten war den Leuten noch neu. Es zielte von Anfang an auf höhere Selbstbestimmung und Professionalisierung in unseren Abläufen, um einen Status zu erreichen, bei dem dann die Kommunen andocken könnten, um unser Tun zu begleiten und zu verstärken. So also die Startphase, deren Titel auf das Prozeßhafte verwiesen:
+) 1 von 3: next code: flow
+) 2 von 3: pomale
+) 3 von 3: auf.draht
Es ging dabei unter anderem um:
+) Höheres Organsationsniveau mit entsprechend professioneller Abwicklung aller Projektschritte.
+) Mittel- UND langfristige Planung, für die ausreichend vorausgearbeitet wird; also schon JETZT, im Februar 2009, Klarheit zu finden, was 2010 auf dem Programm stehen soll, wer daran arbeitet und wohin das für 2011 und 2012 weist.
Die Schlußbemerkung in diesem Dokument: „Es wird nun sehr darauf ankommen, ob sich UNGLEICHZEITIGKEIT innerhalb so einer offenen Formation praktisch leben läßt und dennoch einen ausreichenden Zusammenhalt ermöglicht. Denn „kunst O.ST“ besteht nun, wie eingangs gezeigt, seit März 2007, ohne sich eine formelle Struktur gegeben zu haben. Kein Verein, kein Rechtsperson … Absichtserklärung und aktive Anwesenheit formen diese soziokulturelle Drehscheibe.“
Fazit
Es läßt sich rückblickend feststellen: eine derart demokratisch angelegte, auf Selbstverantwortung gestützte Kooperationsform war in der regionalen Szene nicht zu etablieren. Neue Ansätze (Status 2020) zeigen, daß sich daran nichts geändert hat. Nach wie vor dominiert ein Funktionärswesen den regionalen Kulturbetrieb, in dem etablierte Kräfte der Verwaltung den Ton angeben. Weshalb? Ich vermute: Komfort geht vor Selbstverantwortung.
Eine detaillierte Dokumentation dieses Abschnittes ist hier in einer Übersicht zusammengefaßt: [Link] Der Eröffnungsvortrag zur Ausstellung „next code: flow“ („1 von 3“), gehalten von Philosoph Erwin Fiala, die überarbeitete und stellenweise ergänzte schriftliche Fassung, ist hier als PDF-Datei verfügbar.
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