Die Headline beruht auf einer Begrifflichkeit und einem Arbeitsvorhaben von Forscher Franz Nahrada. Es deutet unter anderem an, daß wir darin natürliche Grenzen haben, die Welt sinnlich zu erfahren. Diese Grenzen konnten wir durch Technologie aufbrechen. Eine radikale Entwicklung, seit im Buchdruck die beweglichen Lettern eingeführt wurden.
Nun leben wir in einer globalisierten Wirtschaft, die bisher von einem kapitalistischen System vorangetrieben wurde, das unter anderem jenen Wohlstand schuf, den wir hier genießen dürfen. Da uns eine mediengestützte Info-Sphäre umgibt, die den Globus umspannt, wissen wir heute im Detail, auf wessen Kosten vieles von diesem Wohlstand ging.
Im Gegenzug wissen andere, was wir haben, worüber wir verfügen. Und sie wissen auch, wie die Deals gehalten sind, denen sich ein eklatanter Mangel von Verteilungsgerechtigkeit verdankt.
Alles Erfahrbare zu erfahren schafft ein kognitives und emotionales Kräftespiel, für das wir von hausaus nicht gerüstet sind. Facebook ist ein gutes Beispiel, wie derzeit selbst kluge Leute mit entwickeltem Reflexionsvermögen pausenlos Meldungen und Artikel in meine Timeline schaufeln, die von diesem und jenem Unglück erzählen.
Mit welcher mentalen Ausstattung soll ich mir sieben Tage die Woche – während all meiner wach zugebrachten Stunden – Kummermeldungen reinziehen? Und wozu soll das gut sein? Warum machen das auch Leute, die an ihren Briefkästen Sticker haben, mit denen sie Postwurfsendungen zurückweisen? Weshalb knallen sie mir mein Postfach tagein, tagaus mit tragischen Nachrichten zu?
Daher will ich mich aktuell vor allem mit Menschen verständigen, die über angemessene Medienkompetenzen verfügen und die von dümmlichen Omnipotenz-Phantasien frei sind, sich um alles und jeden kümmern zu wollen, um das dann auch allen und jedem mitzuteilen.
Ich möchte mich konzentrieren können. Ich möchte klären, was ich mit meinen Kräften und Kompetenzen ausrichten kann, worauf die jeweils zu verwenden wären. Das will ich im Austausch mit anderen, in Kooperation mit anderen. Dabei haben wir einen Blick auf die Welt, aber wir sorgen für konkrete Handlungsfähigkeit.
Eben ging dazu eine erste Telekonferenz mit Franz Nahrada und Franz Ablinger durchs Netz. Wir bauen die Konferenz in Permanenz aus. Wir entwickeln das von Dorf zu Dorf. Wir achten auf einen sorgsamen Umgang mit unseren Kräften.
Ich erwarte, daß sich auch andere mit uns verständigen. Das fügt sich ohne Gründungsurkunde. Es ereignet sich über aktive Anwesenheit und angemessenes Kommunikationsverhalten. (Ja. Netzkultur ergänzt reale soziale Begegnung.)