Was mag jemanden bewegen, eine Politiker zum persönlichen Idol zu stilisieren und ihn mit einem Haudrauf aus dem großen Sandalen-Kino zu assoziieren? „Es kann nur Einen geben“ lautet die zentrale Botschaft in der Klamotte „Highlander“ (1986).
Christopher Lambert gibt darin den unsterblichen schottischen Edelmann MacLeod, dem sein Patron Ramirez (Sean Connery) den Weg zum „Endkampf“ mit den Mächten der Finsternis weist: „Wir kamen aus der Dämmerung der Zeit und wanderten unerkannt durch die Jahrhunderte. Verborgen vor den Augen der Welt, kämpften und trachteten wir danach, die Zeit der Zusammenkunft zu erreichen.“
Daß Österreichs Spitzenpolitik bedenkenlos mit solchen Schwampf laboriert, ist weder neu noch überraschend. PR-Arbeit kostet allerdings viel. Das Thema wird uns noch eine Weile beschäftigen. Ich hab noch ganz andere Werbestrategien in Erinnerung, die heute völlig nutzlos wären. Eine Beispiel.
In meinen Kindertagen waren Kraftfahrzeuge keineswegs allgemein erschwinglich. Die Volksmotorisierung hatte sich eben erst in Gang gesetzt. Werbung aus jenen Tagen war freilich auch auf Stimmungen angelegt, ist aber noch sehr deutlich Produktwerbung gewesen.
Freilich hatten die Profis in der Nazi-Ära gründlich lernen können, was Propaganda ist. Die will unsereinem nicht nützen, sondern soll einen der Benutzung zuführen, (be-) nutzbar machen. Unsere Wirtschaft hat sich in weiten Bereichen längst von der Bewerbung eines Produktes abgewandt, will uns Befindlichkeiten andienen, so etwas wie „Lebensgefühl“ verkaufen, um Produkte hierherzuschieben
Public Relations möchte Menschen für eine Institution oder Company einnehmen. Es ist keine Überraschung. daß sich die Politik solcher Optionen mehr denn je bedient. Aber daß es so dreist geschieht wie heute, hat das Zeug zum Affront.
Dadurch wird der aktuelle Wahlkampf so delikat. Favorit Sebastian Kurz, wie er sich vorzugsweise mit „christlichen Werten“ assoziieren läßt, wie er sich uns nun schon geraume Zeit als „Unschuldslamm“ andient, setzt grade neue Maßstäbe in den Fragen, was Aufrichtigkeit sei.
Das „Unschuldslamm Gottes“, so ein aktuelles Deutungsangebot, spottet als Objekt der Verehrung im Rahmen eines Massengebets der überaus notwendigen Trennung von Kirche und Staat: „Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz ließ sich am Sonntag auf einem evangelikalen Großevent segnen.“ [Quelle]
Dieser wohlkalkulierte Auftritt mit seinem wirkmächtigen PR-Effekt ist politisch gesehen eine Zumutung und wahltaktisch sehr smart. Ob solches Verhalten aber relevante Früchte trägt, muß sich erst weisen.
Ein Staatsmann, der sich von Glaubensgemeinschaften verehren läßt, wirft interessante Fragen auf, sobald es um Redlichkeit geht. Dafür scheint übrigens auch Herr Strache, Exvizekanzler dieses Exkanzlers, etwas taub zu sein und darüber hinaus in Sachen Ethos vollkommen schmerzunempfindlich.
Wir erleben hier einigermaßen ungeschminkt genau jene Eigenschaften, die manche Konzerne bei ihrem Personal unbedingt meiden wollen, weshalb sie professionelle Profiler engagieren, die Menschen auf solche Muster hin untersuchen. (Siehe dazu die amüsanten Youtube-Clips von Profiler Suzanne Grieger-Langer.)
Damit will ich unmißverständlich sagen, daß wir derzeit eine Spitzenpolitik erleben, deren Personal in Teilen uns mit erstaunlicher Chuzpe Dinge zumutet, die ihren erklärten Prinzipien widersprechen. Dem wird nachgeholfen, indem die gängige Öffentlichkeitsarbeit gelegentlich von Leuten erledigt wird, die offenbar ein Rottweiler-Gemüt haben.
Was ich da in aktuellen Gesprächsrunden an Angriffslust und Zubeißen erlebe, ist der nächste Affront und ergibt saftige Beiträge zu einer Brutalisierung unserer Gesellschaft. Es liegt ein bestürzendes Maß an Zynismus im Handeln solcher Kräfte, die sich als „Diener des Staates“ gerieren.
Ich finde in meiner Umgebung, vor Ort, zunehmend Menschen, die sich für honorige, ehrenhafte Personen halten, aber dieses schäbige Geschäft mit ihren Wortmeldungen mitbetreiben. Wir gehen also einer spannenden Zukunft entgegen, denn über all das wird noch häufig zu reden sein.