Das Jubiläum zu den 60 Jahren der Geschichte des Steyr-Puch Haflinger wird 2019 sehr unterschiedliche Akzente zeigen. Es ist noch nicht recht überschaubar, welche Formationen dazu eine Veranstaltung organisieren wollen. Dabei ist das Thema weit größer, als man auf Anhieb denken möchte.
Der „Hafi“ war die erste völlig eigenständige Automobilkonstruktion Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Puch-Schammerl, kurz davor (1957) produziert, hatte ja den Großteil seiner Karosseriebleche vom Fiat Nuova 500. Aber der handliche Allrader wurde zur Gänze in Graz entwickelt.
Dazu kommen vielfältige Querverbindungen, man könnte sagen: Verstrickungen. Die Armeen Österreichs und der Schweiz als erste Hauptabnehmer. Zwei neutrale Staaten an der Schnittstelle von Ost und West, wo sich der Kalte Krieg eingerichtet hatte. Die ersten Jahre einer Volksmotorisierung, wie sie in unserer Geschichte völlig neu war. Der letzte Abschnitt jener „Rechenschieber-Generation“ unter den Ingenieuren, die Computer zuerst nur in der Buchhaltung sahen.
Zur Erinnerung, im Mai 1958 hatte Heinz Zemanek mit seinem Team das „Mailüfterl“ vorgestellt, den ersten vollständig mit Transistoren arbeitenden Computer auf dem alten Kontinent. In die 1970er Jahre hinein sollte sich dann die Digitale Revolution etabliert haben.
Das sind auch die Jahre, in denen Industriedesign eine völlig neue Bedeutung bekam. In den Grazer Puchwerken war ein Moped, die Puch Monza, der Anlaß, Friedrich Spekner mit der Einrichtung einer Designabteilung zu beauftragen. Der Hafi war noch ohne eigenes Designbüro ausgekommen.
Das sind nur einige Details, um deutlich zu machen, daß der Haflinger zu den markanten Artefakten heimischer Produktion gehört, an denen sich Technologie-, Sozial- und Kulturgeschichte festmacht. Auch das immer noch allgemein gering beachtete Thema Volkskultur in der technischen Welt läßt sich an diesem Fahrzeug veranschaulichen.
Meine Gespräche und Literaturrecherchen belegen inzwischen außerdem, daß der Haflinger in seiner Art völlig für sich steht. Eine herausragende Konstruktion, zu der nichts Vergleichbares je auf den Markt gekommen ist; wenn man von den größeren Folgeprojekten aus dem eigenen Haus absieht, den Steyr-Puch Pinzgauer-Versionen in 4×4- und 6×6-Ausführungen.
Da ich an einem Buchprojekt zum Haflinger-Jubiläum arbeite, liste ich die Quellen, mit denen ich meine Ausführungen untermauere, auf. Daraus ergibt sich eine Bibliographie, die den Puch-Fans ebenso nützlich erscheinen könnte, wie generell allen, die an diesem historischen Thema Interesse haben.
Deshalb blättere ich dieses Quellenverzeichnis im Austria-Forum auf. Ich werde es laufend ergänzen. Man wird darin allerhand vertraute Publikationen entdecken, wie diverse Klassiker von Fritz Ehn, Martin Pfundner oder Hans Seper. Es gibt aber auch kuriose Funde wie etwa „To Boldly Go“ (Twenty-six vehicle designs that dared to be different) mit erfreulichen Schilderungen des Hafi und des Puch-Schammerls.
Naheliegend, daß ich mich bei dieser Arbeit ebenfalls mit dem Land Steiermark befasse, mit seiner Sozial- und Zeitgeschichte. So mögen Puch-Fans aus anderen Gegenden einen Eindruck gewinnen, was mit dem Wort „Schöckl“ bezeichnet ist, warum auf der Autobahn immer noch Schilder mit der Aufschrift „Puchwerk“ stehen oder woher der „Pinzgauer“ seinen Namen hat.
Wer mein Faible für Bücher teilt und manches davon bei sich zuhause haben möchte, wird natürlich nicht mehr alles im aktuellen Sortiment von Buchhandlungen finden. Ich hab eine Leidenschaft für Antiquariate, wo das Suchen und das Warten mit ins Spiel kommen. Irgendwann tauchen die meisten Werke irgendwo auf. Dabei nutze ich vorzugsweise eine Online-Plattform mit enormer Reichweite, das ZVAB – Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher.