Demnächst wird der einzieg noch existieren D&U-Wagen gezeigt. Aber was ist das? Die Automobilproduktion in Graz ist eng mit Altmeister Johann Puch assoziiert. Sein Name wurde zu einer geschätzten Marke, die man heute noch im Alltag findet, vor allem auf vielen G-Wagen und auf einer völlig unüberschaubaren Menge standfester Mofas, allesamt lange nach seinem Tod produziert.
So viel Geschick hatten nicht alle Grazer Unternehmer und die Geschichte großer Mischkonzerne ist höchst wechselhaft. So ging die historische Steyr-Daimler-Puch AG in Magna Steyr auf, aber auch dieser Betrieb ist längst nicht mehr, was er in den Tagen von Frank Stronach war. Damit habe ich nun zwei steirische Unternehmer genannt, die es vom Handwerker zum bedeutenden Industriellen brachten. (Das kam in der Grünen Mark übrigens öfter vor, als man meinen möchte.)
In diesem steten Erweitern, Filetieren, Aus- und Zurückbauen moderner Firmenkonglomerate ist seit über einem Jahrhundert ein atemberaubendes Kräftespiel in Gang. Dabei gerieten viele einstmals klingende Namen in Vergessenheit. Benedict Albl ist nur eines dieser Beispiele. Er produzierte in Graz hervorragende Fahrräder, die heute als begehrte Sammelobjekte gelten. (Er war übrigens auch kurze Zeit Arbeitgeber von Johann Puch.)
Vom Automobilprogramm der Firma Albl blieb nicht viel. Eine Zeitungsreportage, ein paar Katalogblätter und – soweit wir heute wissen – wenigstens eine Voiturette, die wieder aufgebaut wurde: der Albl Phönix.
Möchten Sie es noch exklusiver? Das geht. Und das danken wir einerseits dem Verein zur Förderung der historischen Fahrzeuge der Österreichischen Automobilfabriken, andrerseits der ÖGHK: Österreichische Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen. Aus diesen Kreisen erhielt ich die hier gezeigten Fotos.
Sie zeigen den seinerzeit in Graz gebauten Ditmar & Urban, von dem nur noch dieses Exemplar erhalten ist. Alle anderen D&U-Wagen aus der Schönaugasse gelten als verschlissen, verschollen, es sind keine Details bekannt. Während Puch, ein hervorragender Geschäftsmann, den Umbruch von der Ersten zur Zweiten Industriellen Revolution, wie er rund um 1913 stattfand, noch selbst organisierte und die dazu nötigen, ganz erheblichen Geldmittel beschaffte, verschwanden kleine Unternehmen wie Ditmar & Urban in der Zeit danach, wurden von Modernisierungsprozessen überrollt.
Genau dieser technologie- und sozialgeschichtliche Zusammenhang macht den D&U-Wagen so interessant. Er belegt die enorme Risikobereitschaft damaliger Unternehmer und illustriert zugleich, wie groß die Anforderungen waren, um dem zunehmend rasanten Innovationsdruck gewachsen zu sein. So werden wir Ende August dieses frisch restaurierte Zeugnis eines eleganten Scheiterns am Tempo seiner Zeit erstmal in Graz sehen können.
Heinz und Lisl Mesicek (ÖGHK) haben sich gemeinsam mit Franz Legenstein darum bemüht, das Fahrzeug bekannter zu machen und in die Steiermark zu bringen. Der Termin steht fest, das Auto kann demnächst im Stadtzentrum besichtigt werden.
Mittwoch, 29. August 2018
09:00 bis 17:00 Uhr
Graz, Hauptplatz
(Bei Regen gilt der 30. August 2018 als Ersatztermin)
Hier eine kleine Online-Dokumentation zu diesem Projekt