Im Denkraum „Dorf 4.0“ ließ sich nun während der letzten Jahre mit angemessener Langsamkeit erproben, wie eine kollektive Wissens- und Kulturarbeit auf dem Lande angelegt sein kann, bei der es nicht darum geht, Wow-Effekte zu produzieren, sondern an gewichtigen Themen der Gegenwart zu arbeiten.
Dieser Prozeß ist mit der Erfahrung hinterlegt, daß im Kulturgeschehen der Zuruf allein keine Kooperationsformen auslöst. Die Behauptung von irgendwas bedeutet gar nichts. Die Vorhaben müssen sich unter Geduld entwickeln dürfen. Und es muß dazu gute Gründe geben.
Was gute Gründen für solche Arbeit seien, will projektspezifisch geklärt werden. PR-Effekte gehören übrigens nicht dazu! Was bewegt uns? Was sind relevanten Themen? Wo befindet sich die Höhe der Zeit?
Ich spreche über solche Angelegenheiten momentan laufend mit inspirierten Menschen in der Region. Dabei hab ich allerdings schon ein paar konkrete Themen in der Tasche, die ansatzweise in Projektvorhaben greifbar werden.
Auch das ist erfahrungsgemäß ein wesentlicher Aspekt: ohne konkrete Vorhaben entsteht keine relevante Community-Bildung. Dabei ist es wiederum nützlich, für sich die passenden Kriterien parat zu haben, denn stets werden sich Menschen gerne auf Trittbretter schwingen und mitfahren, wo andere den banalen Teil der Arbeiten erledigen.
Diesen Modus kann man ins Seriöse wenden. Wo sich jemand für Aufgaben des Kulturmanagements begeistern mag, um an manchen Orten ein Programm anzubieten, wird er oder sie den Kreativen die Auftrittsmöglichkeiten schaffen. Das sind aber andere Agenda als jene der regionalen Wissens- und Kulturarbeit.
Die kollektive Arbeit setzt einen hierarchiefreien Kernbereich voraus. Dabei tun sich dann konzentrische Kreise auf. Im engsten Kreis redet nur mit, wer auch Verantwortung übernimmt, also sich seinen Part in einer konkreten Zusammenarbeit sucht. In äußeren Kreisen sind spontane Gäste, unterschiedliche Akteurinnen und Akteure willkommen, die sich vielleicht gerade einmal für Augenblicke einbringen möchten.
Was ich vorhin „Im engsten Kreis“ genannt habe, ergibt sich aus persönlichen Gesprächen zu den derzeitigen Teilprojekten. Die wichtigsten Passagen im Sommer 2018:
+) Ich bin eine Geschichte (Menschen blicken zurück)
+) Wegmarken (Klein- und Flurdenkmäler)
+) Das 2018er Kunstsymposion: Interferenzen
+) Mythos Puch: Der Geist des Transports
Diese Projektteile sind inhaltlich so angelegt, daß sie sich komplementär ergänzen, daß sie eine Reihe von Schnittstellen haben, an denen sie sich verzahnen. Das ist auch der Kontext, in dem sich drei Bürgermeister der Region mit uns in einer längerfristige Kooperation eingelassen haben: Werner Höfler (Hofstätten an der Raab), Peter Moser (Ludersdorf-Wilfersdorf) und Robert Schmierdorfer (Albersdorf-Prebuch).
Damit hat reale Wissens- und Kulturarbeit in der Region aus den letzten Jahren heraus wieder eine Dimension erlangt, die sich deutlich niederschlagen wird.
— [Dorf 4.0] —