Passaths Passion

Wenn man die Arbeit von Niki Passath eine Weile verfolgt, wenn man wahlweise sein neues Buch durchblättert, wird unübersehbar, daß einige seiner Maschinen längst Momente haben, da entstehen Bilder, die sich mit menschlicher Malerei messen können.

Ein Blick in Niki Passaths aktuelles Buch

Dazu kommt, daß die Maschinen selbst als sehr interessante Gebilde erscheinen und überdies manche der Anordnungen, in denen sie arbeiten, als ansehnliche Installationen wirken. Dazu ergeben sich diese Augenblicke der Interaktion zwischen Passath und seinen Maschinen, wodurch er selbst, für ein Publikum erlebbar, in diese Ensembles eingeht. (Das hat in seiner Vorgeschichte der Mensch-Maschinen-Situation einige sehr radikale Momente.)

Aber schon auf dem Weg zu einer Ausstellung entfalten sich intensive Kräftespiele zwischen ihm und dem Material. Als wir gestern einen seiner aktuellen Roboter auf Schloß Freiberg in den ersten Probelauf vor Ost schickten, brauchte es eine Weile, bis die Komponenten zusammengesetzt und unter Strom waren.

In solchen Phasen ist zu erleben, was das Publikum nicht sehen wird: Passath hat längst diese zehntausend Stunden Praxis hinter sich, die jedes Handwerk als Fundament verlangt. Es wirkt, als wüßten seine Hände bescheid, wenn er an einem der Elemente arbeitet, nach Werkzeugen greift, um damit etwas zu bewirken. Er bewegt sich zwischen all den Dingen wie ein Schwimmer in unruhigem Wasser, der ohne jede Sorge seine Bahn zieht.

Es ist für mich sehr wichtig, heuer im Kunstsymposion eine so hochkarätige Situation zu bekommen, in der wir ausloten, welche guten Fragen wir finden können, wo die Koexistenz von Menschen und Maschinen grade neu geregelt werden muß. Dazu paßt vorzüglich, daß Techniker Ewald Ulrich vor Ort als Gastgeber wirkt.

Niki Passath

Er ist ein Unternehmer, von dem man etwa beim Anheuern seines Personals hören wird: „Wer nicht mehr kann als ich, braucht einen anderen Job.“ Das ist auffallend unösterreichisch. Ulrich wirkt in diesem regionalen Kulturgeschehen übrigens nicht als Sponsor, sondern als Akteur. Das bedeutet, er hat eine aktive Rolle im ganzjährigen Verlauf, die inhaltlich begründet ist.

Das ist ein essentieller Unterschied zum Sponsor, welcher freundlicher Weise Geld für die Kunst bewegt, allerdings wegen eines Leistungsaustausches, oder im Vergleich zum Mäzen, der Geld gibt, ohne eine Gegenleistung zu fordern.

Der Akteur setzt unterschiedliche Ressourcen ein, um kraft seiner Kompetenzen am inhaltlichen Prozeß mitzuwirken. Versteht man nun besser, was ich mit der Interaktion von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft meine? Das ist schon Jahre ein wichtiges Prinzip unserer Wissens- und Kulturarbeit in der Provinz.

Niki Passath (links) Und Ewald Ulrich

Und eben dieses Prozeßhafte. Es zählt nicht zu unseren Aufgaben, einen schnellen Wow-Effekt zu erzielen. Nun bin ich in der beneidenswerten Situation, daß wir bei unserem Kunstsymposion nicht nur diese Arbeit von Niki Passath zeigen können, sondern auch eine exquisite Installation von Robert Gabris, die auf einer uralten Technik beruht, der Kaltnadelradierung.

Das ist eine graphische Verfahrensweise aus dem 15. Jahrhundert. Ich hab also zum wiederholten Mal eine Anordnung, die für ein halbes Jahrtausend der Medienanwendung steht. Für meine Arbeit ein wichtiger Hintergrundaspekt. Wir entwickeln unsere kulturelle und künstlerische Praxis in einem angemessen großen Zusammenhang der Kulturgeschichte.

+) Siehe zu Passath auch: „Von Menschen und Maschinen“ [link]
+) Das 2017er Kunstsymposion [link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
Dieser Beitrag wurde unter Feuilleton, Veranstaltung abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.