Momentan ist in Hofstätten an der Raab ein Projekt in Vorbereitung, das den Titel „Vom Pferd zum Sattelschlepper“ trägt. Diese Themenstellung berührt den wirtschaftlichen, daher sozialen und auch kulturellen Umbruch in diesem Lebensraum in der Zweiten Republik.
Erst waren Pferde für die meisten Bauern hier unerschwinglich. Das traf dann auch auf Traktoren zu, deren Anschaffung nach dem Zweiten Weltkrieg nur zäh vorankam. Immerhin reüssierten einige Frächter, während der Privatbesitz von Automobilen noch auf sich warten ließ.
Das ist alles gerade erst geschehen. Dabei wurde eine agrarische Gemeinde zu einem völlig veränderten Raum, in dem es Anbindungen an die Industrie gibt, einen Autobahnzubringer, Verknüpfungen mit dem urbanen Leben. Hier ein kleiner Überblick, auf welchem sozial- und technologiegeschichtlichen Fundament dieses Kulturprojekt nun ruht.
Zu Michaeli, am 29. September 1947, wurde der erste Steyr-Traktor an einen Kunden übergeben. Es war noch nicht der legendäre Fünfzehner, sondern das stupsnasige Zweizylinder-Modell, der Steyr Typ 180.
Damit begann in Österreich die Ära erschwinglicher Kompakttraktoren. In der ersten Mechanisierungsstufe ging es darum, die Zugtiere durch Maschinen zu ersetzen. Sehr bald darauf wurden Traktoren so gebaut, daß einzelne Personen mit vielfältigem Zubehör Arbeiten leisten konnten, für die man davor mehrere Leute gebraucht hat.
Traktoren dieser Dimension waren aber schon früher in Europa angekommen. Ford baute im Jahr 1917 ein Werk im irischen Cork, in dem der handliche Fordson auf dem Programm stand. 1917-1947-1957. Ein denkwürdiges Zahlenspiel.
Der 30. September 1957 ist nämlich bei zwei Reden als Datum angeführt. Die eine stammt von Richard Ryznar, dem Generaldirektor der Steyr-Daimler-Puch AG. Die andere hielt Wilhelm Rösche, der technische Direktor des Werks Graz-Thondorf.
Sie ahnen vielleicht, dabei ging es um die Präsentation des Steyr-Puch 500, vulgo Puch-Schammerl oder Pucherl. Diese Details stehen exemplarisch für die in den 1960ern folgende Volksmotorisierung Österreichs.
Während die Puch-Wagerln heute vor allem Sammelobjekte sind, findet man ab und zu den 15 PS starken Steyr 180, Fünfzehner genannt, sogar noch im Arbeitseinsatz. Seine Folgemodelle aus der Jubiläumsserie (mit dem 1964er Steyr 190) und der Plus-Serie von 1967 sowieso, davon werden viele noch im Alltag eingesetzt.
Zu all dem paßt auch die Frage nach den Pferden. Jahrtausende bestand der „Kentaurische Pakt“, war der „Hafermotor“ des Menschen wichtigste „Tempomaschine“: Das Pferd ist nicht so stark wie ein Stier, dessen Wucht durch die Kastration zum Ochsen ihre Brisanz genommen wird, aber eben sehr schnell und wenig.
Diese Ära endete keineswegs im Ersten Weltkrieg, wo berittene Einheiten entsetzlich untergingen. Pferde waren noch im Zweiten Weltkrieg unverzichtbare Zugtiere und bewährten sich in Gespannen, wo Kraftfahrzeuge steckenblieben. Diese Bedeutung wird auch in den überlieferten Zahlen toter Pferde jenes Krieges bestätigt.
Danach errangen diese imposanten Tiere neue Bedeutung für Sport und Freizeit, was hier in der Region besondere Bedeutung haben mag, da Pferde in der Vergangenheit für die meisten Leute so unerschwinglich waren, wie später die Automobile.
Dieser Umbruch zeigt sich auch darin, daß ein vormaliger Bauernbub zum Akademiker wurde und in Hofstätten eine florierende Tierklinik aufbaute, die heute nur zum geringeren Teil mit Nutztieren zu tun hat.
Kleine Selbstversorger-Wirtschaften, deren Existenz auf acht, elf, fünfzehn Hektar Grund ruhten, konnten sich nicht mit Pferden einrichten. Wir wissen heuer lieber nicht mehr, wie eben noch der Mangel zum Alltag gehörte und die Not stets wieder kam. Dabei leben unter uns noch Menschen, die in dieser völlig anderen Welt aufgewachsen sind. Was macht dieses Tempo der Entwicklungen mit uns?
— [Das Projekt] —
+) Zu den Steyr-Takoren siehe: „Der Fünfzehner und Konsorten“
+) Zum Steyr-Puch 500 siehe: „Ryznars Rede“