Eine der populärsten Reaktionen auf Kunstwerke lautet: „Zu wos brauch ma des?“ Unter den Top Ten solcher Auslassungen rangiert ferner: „Ich kann das auch.“ Als recht vielseitig verwendbar erweist sich ein: „Ich versteh nichts von Kunst“.
Angesichts so beliebter Statements bleibt manchmal Klärungsbedarf, warum ein Gemeinwesen in den Kunstbereich investieren soll, warum dafür öffentliche Gelder verwendet werden. Kommen solche Fragen, sollten wir als Kunstschaffende antworten können.
Ursula Glaeser vom KulturBüro Stainz (Weststeiermark) pflegt schon eine Weile Arbeitskontakte mit der Oststeiermark. Dabei hat sie sich auf eine Diskursform konzentriert, die im Gehen stattfindet. Ihre „Walking Conferences“ stehen in der Tradition der Peripatetiker unserer Antike.
Der Treffpunkt, von dem die Runde dann loszieht: Zwischen dem Servicecenter (hinter dem Rathaus) und dem Haus der Musik finden Sie einen Tisch mit Bänken. Dieses Ensemble besteht neben einer „Spirale“, die nach jener Öffnung des Klosterareals zur Landesausstellung „Energie“ (2001) angelegt wurde.
Dabei wird demnächst die Frage „Was ist Kunst?“ erörtert. Das ist auch schon eine Wegmarke unterwegs zum 2017er Kunstsymposion, für welches Glaeser einen Part übernommen hat: [link]
Die Anlässe zu dieser Debatte haben sich in letzter Zeit verdichtet. Sehr markant: Anfang Mai hatte Gleisdorfs Kulturreferent Alois Reisenhofer zu einem Abend geladen, an dem Fragen der Kulturpolitik zu erörtern waren. Ein Abend, der zum Erstaunen der politischen Kräfte ohne Kunstschaffende auskommen mußte; wenn man von mir und einer Kunsthandwerkerin absieht. Sie waren einfach ferngeblieben.
Die andere Variante: sie kennen solche Fotos? Da steht eine Künstlerin vor ihren Bildern und ist von sechs Personen aus Politik und Verwaltung umgeben. Ihre Bilder sieht man nicht, aber die Kunst bleibt der Anlaß, eine durch Medien generierte Öffentlichkeit zu betreten und sich zu zeigen.
Zwischen solchen Phänomenen gibt es dann vor allem im Bereich bildender Kunst allerhand erkennbaren Etikettenschwindel, durch den sich Menschen Ressourcen und Vorteile erschleichen, wie sie auf anderen kulturellen Feldern so leicht nicht zu holen wären. (Mit einer Geige kann man den Menschen nichts vormachen.)
Das dürfte einer der Hauptgründe sein, warum die Frage „Was ist Kunst?“ so gerne gemieden wird. Nun darf ja in privater Initiative alles geschehen, was geschehen will, so das Wesen der Demokratie. Aber wo öffentliche Mittel verwandt werden, sollte die Vergabe dieser Mittel an Kriterien gebunden sein, die von Jahr zu Jahr wechseln mögen. In einer Res publica (Republik) ist aber ein gewisses Maß an Offenlegung der Vergabekriterien unverzichtbar.
Daher eine Annäherung:
Samstag, 8.7.2017, 18:30 Uhr: „Was ist Kunst?“
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