Ja, reden wir über Demokratie! Eh alles klar? Keineswegs! Aber muß man deshalb, Alarmrufe ausstoßend, durch die Gegend rennen und die Leute rundum nervös machen? Es ist etwas komplexer.
Der aus Makedonien stammende Milan Mijalkovic, 1982 in Skopje geboren, gehört einer völlig anderen Generation an als ich (Jg. 1956), was für sich schon von einem enormen Kontrast handelt. [Mijalkovic: Home]
Ich zähle zu jenen ersten Generationen der Menschheitsgeschichte überhaupt, deren Kindheit und Jugend von einem Ausmaß an Sicherheit, Freiheit und Wohlstand umgeben waren wie nie ein Leben zuvor. Das betraf die 1940er Jahrgänge noch nicht und (nach meiner Einschätzung) die 1970er Jahrgänge nicht mehr in diesen Dimensionen.
Für die 1980er-Leute war das schon vorbei, um erneut in problematischere Verhältnisse zu münden. Hinzu kommt, daß Mijalkovic im Rahmen eines offenbar seit Jahrhunderten nicht einzuebnenden Nord-Südgefälles innerhalb Europas, europäischer Wirtschaft, in einem viel ungünstiger gelegenen Land zur Welt kam.
Die vormalige Teilrepublik Jugoslawiens ist aktuell ein multiethnischer Staat, über den es bis heute heißt, Makedonien sei ein „typisches Auswandererland“. Das heißt, wer von dort stammt, hat eine weit weniger komfortable Ausgangssituation, als es meine Generation in Österreich erleben durfte. (Das schließt übrigens einen Krieg ein, wovon wir hier bis heute verschont geblieben sind.)
Naheliegend, daß Mijalkovic (andere Herkunft, andere Generation, ganz andere Erfahrungen) einen Blick auf Europa haben dürfte, der von meinem erheblich abweicht. Ein guter Grund, genauer hinzusehen, zumal er ja schon altersbedingt andere Perspektiven haben muß. Was erfahren wir, wenn wir jenen zuhören, die in Zukunft mit dem leben müssen, was wir zu verantworten haben?
Als Mijalkovic „The Democratic Speech“ realisierte, wurde das eine Art aufreibende Beschwichtigung; hier das Video: [link]
Dazu ergänzend ein ausführlicheres Video zum Thema „Schönheit und Demokratie“. Mijalkovic betont dabei unter anderem, um ein Thema zu verstehen, müsse er sich verwandeln. Eine Art Rollenspiel. Er könne erst über Demokratie sprechen, wenn er selbst die Demokratie sei: [link]
Wir haben den Künstler nun im Rahmen unseres Projekes „From Diaspora to Diversities“ zu Gast. Und zwar in der Akademie Graz, die mit uns schon mehrere Stationen in diesem Projekt realisiert hat.
26.4.2017: Milan Mijalkovic spricht Überdemokratie
über Verantwortung / über Architektur / über Integration / über Sprache
[link]
P.S.:
Zum Nachlesen! Following is a transcript of The Democratic Speech [link]
— [Weiterführend: Die Quest II] —