Wäre ich ein seriöser Buddhist, hätte ich nun ein feines steirisches Koan zu formulieren: „Wie schmecken warme Eislutscher?“ Kommen Sie mir nicht mit der Soße. Ein geschmolzener Eislutscher ist keiner. Der Sinn des Koan liegt ja darin, daß wir hinterher beide schlauer sind. Also beeindrucken Sie mich bitte!
Ich schweife ab und beantworte dieses Koan mit dem ersten Lehrsatz des steirischen Buddhismus, der da lautet: „Mir wurscht!“ Es ist mit völlig egal, wie jene warmen Eislutscher schmecken könnten, von denen in meiner Region manche Kulturschaffende träumen.
Ein Beispiel. Kürzlich erreichte mich der Anruf einer Künstlerin. Wir könnten, ja wir sollten doch etwas zusammen machen. „Was?“ frage ich. „Darüber sollten wir reden. „Hast du schon eine Idee?“ frage ich. „Nein. darüber sollten wir eben reden.“ „Du schlägst mir vor, wir sollten ein Projekt erörtern, das davon handelt, wie sehr du gerade keine Idee für ein Projekt hast?“ Verlegenes Lachen am anderen Ende der Leitung.
„Es könnte was auf der Bühne sein. Was Dialogisches.“ Nun ist aber das Theater nicht mein Metier und die pure Selbstdarstellung noch weniger; im Sinn von: meine Person zum Objekt künstlerischer Arbeit machen.
„Ich frag anders. Hast du dich ein bißl informiert, mit welchen Themen ich gerade beschäftigt bin?“ „Nein“, sagt sie. „Gar keine Ahnung?“ „Nein. Darum sollten wir ja reden.“ Das erinnerte mich prompt an eine andere Künstlerin, die mir vor einer Weile schrieb: „Habe gerade deinen Bericht ‚Duftende Dome Europas’ gelesen, nicht ganz wie ich zugeben muss, mir ist etwas dazwischen gekommen…“
Sie teilte mir also mit entzückender Offenheit mit, daß ihr meine Arbeit eigentlich wurscht ist, aber es sei: „sozusagen ein Bedürfnis entstanden: dich einzuladen, ja sogar aufzufordern, meine Ausstellung xxxx im yyy zu besuchen. Ein zurück Füttern würde mich sehr freuen! Es gibt auch eine Finissage.“
Das nenn ich Weltoffenheit; für sich selbst! Haben Sie das mit dem Zeitalter der Selbstoptimierer, von dem neuerdings öfter gesprochen wird, nun etwas besser verstanden? In aller Kürze auf den Punkt gebracht: „Du bist mir eigentlich ziemlich egal, aber he! Du könntest etwas für mich tun.“
Zurück zur Künstlerin, die mich angerufen hatte. „Ich hab gehört, du machst da so ein Projekt, das heißt ‚Mensch und Maschine’.“ „Hast du dir das im Internet angeschaut?“ frage ich. „Nein.“ „Ja, worüber möchtest du denn jetzt mit mir eigentlich reden?“ „Das wir etwas zusammen machen könnten.“ „Und zwar was?“ „Deshalb sollten wir uns ja treffen.“
Übrigens, „Mensch und Maschine“ [link] könnten einen durchaus interessieren. Ich arbeite nun seit etlichen Monaten mit Hermann Maurer, einem versierten Wissenschafter, an der Startsituation dieses Projektes. Es sollen in der weiteren Entwicklung selbstverständlich auch andere Akteurinnen und Akteure ins Spiel kommen.
Wir wollen die letzten 200 Jahre durchleuchten, welche unsere Gesellschaft in einer permanenten technischen Revolution lebt; bei ständiger Beschleunigung. Das soll zu einem tauglichen Ausblick auf die nahe Zukunft führen. Dabei ist uns eine sehr gewichtige Frage, wie man sich heute auf das zubewegen soll, was noch nicht gedacht werden kann; sozusagen eine der Lieblingsdisziplinen von Maurer.
Dazu wird er übrigens im heurigen Kunstsymposion einen Abend zum Thema „Wir haben alle zu wenig Phantasie“ (Über die Zukunft, die Technik und was eine gute Frage sei) gestalten. Siehe: [link]
Wie nun angedeutet, es verlangt teilweise Monate intensiver Arbeit, um ein spezielles Thema zu präzisieren und seine Bearbeitung anzugehen. Dabei können und sollen natürlich auch andere inspirierte Menschen ins Boot kommen. Sowas verlangt nach einem Netzwerk qualifizierter Leute.
Allerdings haben wir keine Trittbretter an das Projekt geschraubt, auf die man sich im Vorbeigehen schwingen könnte. Darf ich einen kleinen Tip deponieren? Falls Sie an eine Zusammenarbeit denken und sich schon meine Telefonnummer beschafft haben, schauen Sie doch zuerst einmal im Web nach, womit ich derzeit überhaupt beschäftigt bin.
Machen Sie sich Gedanken, womit und weshalb Sie dabei mitziehen möchten, bei welchem Aspekt des Vorhabens Sie allenfalls andocken könnten. Entwickeln Sie selbst eine Idee, was ihr Beitrag sein könnte und wodurch das Projekt dann bereichert würde.
Falls Ihnen das zu viel verlangt erscheint, rufen Sie mich bitte nicht an, schreiben Sie auch nicht! Ich bin gerade damit beschäftigt, Geld in meinen Safe zu schaufeln und Torte zu essen. Außerdem muß ich noch an meiner Einstellung als Buddhist arbeiten.
— [Kultur kurios] —