Dorf 4.0: Zwischen Brandhof und Puchwerk

Ich habe hier zwei historische Motive aufgegriffen, die im Zeitfenster der letzten 200 Jahre für wesentliche Aspekte stehen. Die Steiermark war ursprünglich eine sehr rückständige Region. Das bedeutete für einen großen Teil der Bevölkerung Armut und ein Leben im permanenten Mangel.

Der Brandhof (J. F. Kaiser, „Lithographirte Ansichten“, 1825)

Daß wir heute eine grundlegende andere Situation genießen dürfen, liegt an inspirierten Menschen, die den Lauf der Dinge geändert haben. Der Brandhof steht exemplarisch für Innovationen in der agrarischen Welt und so für eine Verbesserung der Landwirtschaft, ergo der Ernährungslage. (Wie brisant das einst war, ist uns heute nicht mehr geläufig.)

Das Puchwerk steht für die Zweite Industrielle Revolution, für Automatisierungsschritte und neue Methoden der Massenfertigung von Gütern. Das ist ein besonders aktuelles Thema, wo wir an der Schwelle zu einer Vierten Industriellen Revolution stehen.

Brandhof und Puchwerk sind jeweils mit einem Johann verknüpft. Hier Erzherzog Johann, der Bruder des damaligen Kaisers Franz I. von Österreich, da Johann Puch, der vormalige slowenische Keuschlerbub und schließlich herausragende steirische Industrielle.

Diese Motive verweisen unter anderem auf die Übergänge von agrarischer Welt zu einer modernen Industrienation. Das bildet sich in einigen Regionen sehr deutlich ab. In den Teilprojekten von „Dorf 4.0“ haben wir das gerade auf dem Tisch. Albersdorf-Prebuch, Hofstätten an der Raab und Ludersdorf-Wilfersdorf sind ursprünglich rein agrarische Orte, was sie heute noch zeigen.

Über eine teilweise Industrialisierung der Region wurde ein für die Nachkriegszeit neuer Wohlstand möglich, der hier auch Nischen des urbanen Lebens entstehen ließ. Das sind Rahmenbedingungen für eine kollektive Wissens- und Kulturarbeit, durch welche heute festgestellt werden kann: Provinz heißt nicht „provinziell“.

Das Stammwerk von Johann Puch (Einser-Werk) in einer alten Ansicht

Dabei pflegen wir derzeit eine Praxis des Kontrastes, um im Kontrast der Themen und Genres bessere Sichtverhältnisse herzustellen. Das legt die Beachtung von „Kontrast-Paaren“ nahe. Und zwar im größeren Zusammenhang von a) Industriegeschichte und b) Mobilitätsgeschichte, sowie c) der Gegenwartskunst, um d) zur Volkskultur zu verzweigen.

Damit sollte ein Arbeits- und Themenspektrum abgesteckt sein, in dem sich die Steiermark umfassend darstellen läßt; und zwar mit Vergangenheit, Gegenwart und naher Zukunft. Hier die wichtigsten Kontrast-Positionen zur erhöhten Sichtbarkeit:
+) Volkskultur I: a) Möbel und Gebrauchsgegenstände aus der agrarischen Welt sowie b) Industriedesign für die Fertigung von Massengütern.
+) Volkskultur II: a) Voluntary Arts (Hobby-Liga) sowie b) avancierte Gegenwartskunst.
+) Volkskultur III: a) Volkskultur aus der agrarischen Welt sowie b) Volkskultur in der technischen Welt.

— [Dorf 40] —

Hier bestehen in der Arbeit des laufenden Jahres Querverbindungen zu:
+) Mensch und Maschine [link]
+) Mythos Puch IV [link]

Über der krusche

jahrgang 56, freischaffend
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