„Vor ihm steht eine weiße Leinwand. In seinem Arm steckt ein Schlauch, in dem sich sein Blut befindet.“ schrieb Momcilo Nikolic 2015 in der Wiener Zeitung über Arbeiten von Robert Gabris. Der Titel dieses Berichtes lautet „Mit Blut, Stift und Nadel“. [Quelle]
Viele der Werke von Gabris machen den Eindruck, als seien die Stifte Nadeln und es wären unendlich viele Bewegungen nötig, um ein Bild entstehen zu lassen. Da ist also eine Menge Körperlichkeit, die sich bei manchen Vorhaben auf sehr lebendige Stoffe bezieht. Gabris notierte an einer Stelle: „Meine Bilder sind fragil und lichtempfindlich. Das Blut trocknet. Somit ändert sich die Substanz, die Farbe dunkelt…“ [Quelle]
In der Presseaussendung zu „Herzblut“ (Akademie Graz, 30.3.2016) hieß es: „Die Installation bestand aus einem leeren weißen Raum, gleich einem unbeschriebenen Blatt Papier, in dem eine fragile Maschine den Zeichenstift automatisch im Rhythmus des Herzschlags bewegte und satt-schwarze Überschreibungen des Immergleichen produzierte. Diese Spuren füllten nach und nach den Raum…“
Nun ahnen Sie vielleicht, warum mich dieser Künstler interessiert. Es sind die aktuellen Fragen und Aufgabenstellungen für 2017. Da war 2015 unser nächstes Herangehen an Niki Passath, der mit einigem Augenzwinkern mitteilte: „Artist is Obsolete“; siehe: [link] Passath baut Roboter, die er in eine künstlerische Praxis schickt.
In diesem Zusammenhang hat er früher schon einmal das eigene Blut riskiert. Passath baute und programmierte eine Maschine, von der er sich tätowieren ließ; siehe: [link]
Gabris geht einen ganz anderen Weg als Passath. Passath baut Maschinen, studiert deren Verhalten und schafft Bedingungen, unter denen sich deren Umgang teilweise in sichtbaren Werken ausdrückt, welche inzwischen verblüffende ästhetische Qualitäten entfalten.
Gabris zeigt als Zeichner einen Weg in die entgegengesetzte Richtung. Wo klassische Maschinen uns mühevolle und zeitraubende Arbeiten abnehmen, uns für andere Tätigkeiten freistellen, vertieft sich Gabris in das Mühevolle und Zeitraubende, vermutlich auch Kontemplative, in jene abertausend Handgriffe, welche seine Bilder werden lassen.
Was mag das sein, worin sich etwas ausdrückt, das Rationalisierung und Arbeitserleichterung ausschlägt? Sind das Tiefen bis Untiefen von Menschsein, wie es vielen gut erzogenen Leuten unheimlich erscheint, auf daß sie Kunst gerne als „Kunst“ erachten und dann lauthals fragen „Wozu brauchen wir das“?
An einer Stelle unserer aktuellen Korrespondenz meinte Gabris ironisch: „Wir alle sind Maschinen, wir handeln und berücksichtigen unsere Umgebung so, wie *es sich gehört * reden rhetorisch und erledigen alles mit Diplomatie. Wir sind programmiert und abhängig. Menschen-Maschinen.“
Von den Konstruktivisten haben wir die Anregung bezogen, genau das sei trivial. Das klaglose Funktionieren in der Vermeidung von Fehlfunktionen. Für einen reibungslosen Alltagsablauf wünschen wir uns triviale Maschinen, die uns Pannen ersparen. Und dann?
Künstler Niki Passath sucht genau danach. Was wird sichtbar, wenn seine Maschinen etwas tun, das er nicht vorgesehen hat, wofür sie nicht gebaut wurden? Was Künstler Robert Gabris sucht, weiß ich derzeit noch nicht. Aber da zeichnet sich etwas ab…
+) Rober Gabris [link]